Full text: Grundzüge der deutschen Schulgesetzgebung.

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höhere TLehranstalten (Vollanstalten), Universitätsstudium und an- 
schließende Seminarausbildung und Probebeschäftigung ebenso gleich- 
mäßig die Vorbildung der Oberlehrer. Ungleichmäßig sind nur die 
Bestimmungen über die Vorbildung der Schulleiter, über die weiter 
unten einige A#ngaben folgen. SLür die Sortbildung der Tehrer 
bestehen gesetzliche Bestimmungen nur in hamburg: 
„Jur Lortbildung der Lehrer wird die Oberschulbehörde durch Deran- 
staltung fachwissenschaftlicher Dorträge im Anschluß an das Seminar oder 
andere höhere Bildungsanstalten Gelegenheit geben.“ 
(Gesetz vom 11. November 1870.) 
Die oben entwickelten Lorderungen, den ZKufbau der Schulen 
betreffend, verlangen natürlich eine entsprechende Gestaltung der 
Lehrerverhältnisse und vor allem der Lehrerbildung. Wo nur eine 
Schule, wenn auch vielfach gegliedert und abgestuft, aber in sich 
zusammenhängend, besteht, kann es auch nur einen ebenso vielfach 
gegliederten und abgestuften, aber ebenfalls in sich zusammenhängen- 
den, auf derselben Grundlage stehenden Lehrerstand gebent). 
1) Über die Uotwendigkeit einer einheitlich geschlossenen Lehrerschaft 
schreibt auch Professor Rein, Jena, in der „Dädagogischen Warte": „Mit 
der Sorderung eines in sich einheitlich organisierten Ichulaufbaues verbindet 
sich von selbst der Gedanke einer einheitlich geschlossenen Lehrerschaft, in der 
persönliche Sbsonderungen, Eifersüchteleien und Rangstreitigkeiten keinen 
Platz haben. Sie werden aufgesogen von dem Bewußtsein, daß alle, die 
an der Emporentwickelung der Jugend des Dolkes arbeiten, an einer großen 
und schwerwiegenden Kufgabe beteiligt sind, gleichviel an welcher Stelle 
innerhalb des einen nationalen Schulorganismus sie stehen. Die Würdigung 
einer Lehrerpersönlichkeit darf nicht nach seinem Standort bemessen werden, 
sondern nach der Krt, wie er seine ihm gestellte ZAufgabe löst, mit welcher 
hingabe, mit welcher Gewissenhaftigkeit, mit welchem Erfolg. Ein einfacher 
Landlehrer, der in seiner Gemeinde als in sich gefestigter Charakter segens- 
reich auf den Nachwuchs der einander folgenden Schülergenerationen ein- 
zuwirken wußte, hat eine weit größere Arbeit im nationalen Sinne geleistet 
als ein Gymnasialprofessor, der als Klassenlehrer durch Jahre hindurch die 
Densen seiner Grammatik in gleicher Weise verarbeitete und in den Extempo- 
ralien die periodische Wiederkehr bestimmter A##wendungssätze feierte. Die 
Welt urteilt natürlich nach dem Schein: das große Publikum sieht nach Titel 
und Rang und bemißt danach den Wert. Kber über alledem steht die Wahr- 
heit, daß, soweit Erziehung über dem Unterricht steht, soweit Erzieher über
	        
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