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Jeder TLehrer beginnt seine Laufbahn in der Erundschule und
steigt, die entsprechende wissenschaftliche und pädagogische Befähigung
vorausgesetzt, zur Mittelschule und von hier aus zur Oberschule auf.
Kmtsbezeichnungen, Uitel, Besoldung, berufliche Stellung sind ein-
heitlich geordnet. Dementsprechend muß auch die Dorbildung auf
derselben Grundlage erfolgen.
Zu unterscheiden sind auf allen Stufen und in allen Schulen
wissenschaftliche und technische Lehrer. Die allgemeine Dor-
bildung muß bei beiden Eruppen dieselbe, die fachliche dagegen
eine verschiedene, aber gleichwertige sein. Stellung und Besoldung
sind gleich.
Die allgemeine Dorbildung der TCehrer erfolgt ohne jede
Einschränkung auf Schulen irgendwelcher Krt, die zur Universitätsreife
führen. Ob der Weg durch eine Spezialschule oder durch die normale
Grund-, Mittel= und Oberschule führt, ist im Prinzip gleichgültig,
für die Derwendung der TLehrer im einzelnen natürlich nicht ohne Be-
deutung. Es ist von Dorteil, daß der Lehrer dieselbe Schule durch-
dem Lehrer. Exrziehung beißt Beeinflussung des persönlichen Innenlebens
des heranwachsenden Geschlechts nach festen Grundsätzen oder — wer das
lieber hört — nach genialen Eingebungen. Wem das gelingt, hat das höchste
geleistet. Ob es in einem Gumnasium, oder in einer Realschule, oder in einer
Dorfschule geschieht, ist ganz gleichgültig. Dor der Erziehung sind alle Lehrer
gleich. hier liegt ihre Stärke und ihre Einheit. hier ihre Würdigung. hier
finden sich alle zusammen in einem Geiste, der eine mehr die MWissenschaft,
der andere mehr die Kunst betonend. Die Derschiedenheit der Wissensgebiete,
auf denen die einzelnen arbeiten, tritt dagegen zurück. Es sind Unterschiede,
aber sie geben nicht den Non an. Wer in dieses Bewußtsein sich eingelebt
hat, wird gern darauf verzichten, sich als besonders gestempelter Lehrer zu
fühlen je nach der Schulart, der er angehört; er wird sich wohl hüten, diese
Kußerlichkeit und Sufälligkeit zur Uberhebung zu benutzen und auf andere
geringschätzig herabzusehen, die einen anderen Bildungsgang durchlaufen
haben und vielleicht nicht so tief in die Musterien eines einzelnen Wissens-
gebietes eingedrungen sind als er selbst. Wer das Bewußtsein von der Kraft
und Bedeutung der Erziehung in sich trägt, wird bescheiden und ordnet sich
gern in die gewaltigen TLehrerbataillone ein, die an der Erziehung unseres
Dolkes arbeiten, ohne daran zu denken, daß sein Nebenmann an einer andern
Schulanstalt wirkt als er selbst. Ein Dolk, eine nationale Nultur, eine natio-
nale Einheitsschule, ein Lehrerstand!“