Full text: Grundzüge der deutschen Schulgesetzgebung.

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zuerst umfaßten, und damit das Weltganze im engen Rahmen und 
Bilde, und wer die Eindrücke, die die heimat ihm gegeben hat, nicht als 
Schlüssel für Daterland und Welt benutzt, vergräbt den ihm gewordenen 
Schatz. Den über das Weichbild der Daterstadt hinausblickenden 
machen die heimatlichen Anschauungen reich, den das Kuge vor der 
großen Welt Derschließenden machen sie arm. In diesem Sinne 
könnte ein modernes Schulgesetz vielleicht etwa folgenden Satz ent- 
halten: 
„Unterricht und Erziehung müssen ein heimatliches be- 
präge tragen, die Bildungsstoffe der hHheimat voll ausnützen 
und die Bildungsmängel der Umgebung nach MWMöglichkeit 
ausgleichen.“ 
Kndererseits muß der Unterricht der Schule das wirtschaftliche 
Leben und die wirtschaftlichen Daseinsbedingungen, das Jundament 
aller Kultur, im Ruge behalten, also auch diejenigen Kräfte pflegen, 
die eine fortschreitende technische Entwickelung verlangt. Wurden 
wir immer mehr ein Dolk von Ingenieuren, Monteuren und Ma- 
schinenführern, so dürfen unsere Schulen nicht so angelegt sein, daß 
vorwiegend Bücherwürmer, Federfuchser und äAstheten daraus hervor- 
gehen. Neben der Welt des Buches, die auch in der Schule der Jukunft 
eine hervorragende Stellung behalten wird, muß die Welt der Grbeit, 
die Welt des Körpers, Platz nehmen. Uur so kann die Schule ganze 
Menschen, Gegenwartsmenschen, bilden. Wollen wir allen im Volke 
ein möglichst hohes Maß geistiger Bildung und damit geistigen Lebens 
und Eenießens verschaffen, so müssen wir auch in unserer Schulerzie- 
hung die Krbeitsfreude und die Kröbeitstüchtigkeit, auch die körper- 
liche, entsprechend zu fördern wissen. Eine Bildungsanstalt, die das 
ganze Dolk zum Mitbesitz und Mitgenuß unserer geistigen Kultur 
bringen will, muß auch die Grundmauern aufrichten helfen, auf 
denen ein höheres Kulturleben der Gesamtheit ruhen kann, und das 
ist die schaffende Krbeit, die für die Mehrzahl geistig-körperliche 
Kräfte und Sähigkeiten voraussetzt. 
Daß diese Forderungen so wenig Boden finden, ist neben den 
Widerständen, die in einer gefestigten Tradition bei Behörden und
	        
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