— 57 —
zuerst umfaßten, und damit das Weltganze im engen Rahmen und
Bilde, und wer die Eindrücke, die die heimat ihm gegeben hat, nicht als
Schlüssel für Daterland und Welt benutzt, vergräbt den ihm gewordenen
Schatz. Den über das Weichbild der Daterstadt hinausblickenden
machen die heimatlichen Anschauungen reich, den das Kuge vor der
großen Welt Derschließenden machen sie arm. In diesem Sinne
könnte ein modernes Schulgesetz vielleicht etwa folgenden Satz ent-
halten:
„Unterricht und Erziehung müssen ein heimatliches be-
präge tragen, die Bildungsstoffe der hHheimat voll ausnützen
und die Bildungsmängel der Umgebung nach MWMöglichkeit
ausgleichen.“
Kndererseits muß der Unterricht der Schule das wirtschaftliche
Leben und die wirtschaftlichen Daseinsbedingungen, das Jundament
aller Kultur, im Ruge behalten, also auch diejenigen Kräfte pflegen,
die eine fortschreitende technische Entwickelung verlangt. Wurden
wir immer mehr ein Dolk von Ingenieuren, Monteuren und Ma-
schinenführern, so dürfen unsere Schulen nicht so angelegt sein, daß
vorwiegend Bücherwürmer, Federfuchser und äAstheten daraus hervor-
gehen. Neben der Welt des Buches, die auch in der Schule der Jukunft
eine hervorragende Stellung behalten wird, muß die Welt der Grbeit,
die Welt des Körpers, Platz nehmen. Uur so kann die Schule ganze
Menschen, Gegenwartsmenschen, bilden. Wollen wir allen im Volke
ein möglichst hohes Maß geistiger Bildung und damit geistigen Lebens
und Eenießens verschaffen, so müssen wir auch in unserer Schulerzie-
hung die Krbeitsfreude und die Kröbeitstüchtigkeit, auch die körper-
liche, entsprechend zu fördern wissen. Eine Bildungsanstalt, die das
ganze Dolk zum Mitbesitz und Mitgenuß unserer geistigen Kultur
bringen will, muß auch die Grundmauern aufrichten helfen, auf
denen ein höheres Kulturleben der Gesamtheit ruhen kann, und das
ist die schaffende Krbeit, die für die Mehrzahl geistig-körperliche
Kräfte und Sähigkeiten voraussetzt.
Daß diese Forderungen so wenig Boden finden, ist neben den
Widerständen, die in einer gefestigten Tradition bei Behörden und