Full text: Auswahl für das Feld.

Gnade, er schenkte der Stadt sogar seine Krone in ihr Wappen. 
Einmal freilich büßte sie furchtbar für die alte Untat: durch ein 
hartes Blutgericht des Polenkönigs (1526) ward das lutherische 
Bekenntnis heimgesucht. Aber bald erkannten die Polen, mit 
welchem schweren Ernste die Deutschen sich der neuen Lehre zu— 
wandten; sie wurden duldsamer, um ihre wichtige Provinz nicht 
zu verlieren. So behauptete sich Danzig, auch nachdem die Hansa 
zerfallen, inmitten der polnischen Anarchie als eine reiche freie Stadt, 
in einer ähnlichen selbständigen Stellung wie Straßburg unter den 
Bourbonen. 
Das übrige Land dagegen empfand schwer die Untreue, die kläg- 
liche politische Unfähigkeit der Polen. Untergraben wurden die 
Grundlagen reinerer Menschensitte, die deutscher Fleiß gelegt; in 
Preußens Ober= und Unterständen ward das Gebaren des pol- 
nischen Reichstags eifrig nachgeahmt. Ein Ziel nur lockte die neuen 
Herrscher, die Vernichtung deutscher Sprache und Sitte. Malborg 
hieß fortan die Meisterstadt, Chelmmno das alte Kulm, und die 
deutschen Adelsgeschlechter Oppen, Hutten, Falken, Götzendorf dünkten 
sich adliger, seit sie sich Bronikowski, Chapski, Plachecki, Grabowski 
nannten. Von den verbrieften Landesrechten sank eins nach dem 
andern dahin. Schon Hans von Baisen sah die Vergeltung herein- 
brechen über den Verrat, der die Freiheit bei dem Feinde gesucht, 
und starb gebrochenen Herzens. Das Amt des königlichen Guber- 
nators ging ein, polnische Edelleute drängten sich in die Woiwoden- 
stellen und auf den Bischofssitz von Ermeland. Hundert Jahre 
nach dem Thorner Frieden verkündigte der Reichstag von Lublin 
die vollständige Vereinigung der Provinz mit dem Polenreiche; die 
Stände Preußens sollten fortan auf den Reichstagen der Adels- 
republik erscheinen. Zwei Jahrzehnte darauf herrschte auch in 
den Landtagen des königlichen Preußens die polnische Sprache. 
Und wahrlich, der widernatürliche Zustand, daß Slawen über 
Deutsche herrschten, konnte dauern, das Werk der Slawisierung 
konnte auch in den Städten des Weichseltales gelingen wie auf dem 
flachen Lande, hätten nicht die Jesuiten ihr Lager in Polen auf- 
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