Full text: Auswahl für das Feld.

fürsten die Souveränität in Preußen gewährte (1658). Wieder 
kamen harte Kriegszeiten; der ganze Süden des Landes ward 
also entvölkert, daß späterhin in Sudauen und Galindien eine 
massenhafte Einwanderung polnisch-litauischer Arbeitskräfte erfolgen 
konnte, die sich der genauen historischen Kenntnis gänzlich entzieht. 
Ganz im Sinne dieser Zeit der Fürstenallmacht verstand der Herr- 
scher seine neue Würde. Noch gab es in Preußen steife Nacken, 
die der neuen Größe sich nicht beugten; doch nach hartem Kampfe 
siegte die bittere Notwendigkeit der reinen Monarchie. Preußen 
und Kleve, Brandenburg und Minden waren fortan membra 
unius capitis, eines deutschen Staates Glieder. Und siehe, als 
der Kurfürst die Schweden in wilder Jagd über das Eis des 
Frischen Haffs bis vor die Wälle von Riga trieb, da stand frei- 
willig die Bauerschaft Preußens in Waffen, führte den kleinen 
Krieg wider den Reichsfeind. Mochte man fluchen der eisernen 
Zucht des Selbstherrschers; eine schönere Zeit war gekommen, dies 
Volk hatte wieder ein Vaterland. 
Selbst in den trübsten Tagen war in dem Grenzvolke ein Hauch 
deutschen Geistes lebendig geblieben. Dem verwilderten Geschlechte 
des großen Krieges hatte Simon Dach die herzerwärmende Weise 
reiner, rechtschaffener Liebe gesungen, und ein Jahrhundert nach- 
her, mit Hamann, Herder, Kant, stieg über Preußen ein Tag 
geistigen Ruhmes empor, wie ihn die Zeit des Ordens nie ge- 
sehen. Als über dem roten Adler von Brandenburg der schwarze 
königliche Aar von Preußen sich erhob und die entlegene Provinz 
fest und fester mit dem Hauptlande verwuchs, da erlebte Preußen 
einen schönen Kreislauf der Geschichte, ein wahrhaftes ritornar 
al Segno, wie es Machhiavelli als das Heil der Staaten gepriesen. 
Denn wieder, wie in des Ordens großen Tagen, stand jetzt die 
geschlossene Einheit des deutschen Staats der staatenlosen Anarchie 
der Polen gegenüber, und gebieterisch wahrten die Könige von 
Preußen die Rechte ihrer polnischen Glaubensgenossen wider die 
Gewalttaten der Jesuiten. 
Der große König hat endlich den alten Teilungsplan des Or- 
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