Full text: Auswahl für das Feld.

samen Felseninsel hat der Gefangene mit eigenen Händen eine 
Strafe über sich verhängt, wie sie der bitterste Feind nicht grau— 
samer ersinnen konnte. Dies titanische Leben nahm ein gauner— 
haftes Ende. Mit wüstem Gezänk und der gewerbsmäßigen Ver- 
breitung ungeheuerlicher Lügen füllte er seine letzten Jahre aus; 
er selber riß den Schleier hinweg von der bodenlosen Gemeinheit 
des Riesengeistes, der sich einst erdreistet hatte, der Welt den Fuß 
auf den Nacken zu setzen. 
Über die Behandlung Napoleons hatten die beiden Feldherren 
sich nur schwer geeinigt. Der Gegensatz der britischen und der 
deutschen Politik brach überall hervor. Wellington wollte die Ge- 
fühle der Franzosen sorgsam schonen, und da er im Herzen völlig 
kalt blieb, so erkannte er auch richtig, daß es den Eroberern übel 
anstand, ihren Sieg durch eine Gewalttat zu beflecken. In Blüchers 
Hauptquartier dagegen flammte der alte Haß gewaltig auf: so 
viele deutsche Männer lagen abermals in ihrem Blute durch die 
Schuld dieses einen Mannes! Blücher vermaß sich, er wolle den 
Unhold, wenn er ihn finge, im Schlosse von Vincennes erschießen 
lassen, auf derselben Stelle, wo einst der Herzog von Enghien 
ermordet wurde; denn wozu sonst die Wiener Achtserklärung gegen 
den Störer der öffentlichen Ruhe? Erst auf Wellingtons dringende 
Bitten gab er den grimmigen Plan auf und fügte sich „der thea- 
tralischen Großmut“, wie Gneisenau erbittert schrieb, „aus Achtung 
für den Charakter des Herzogs und — aus Schwäche“. Da- 
gegen setzte der preußische Feldherr durch, daß der Marsch bis 
nach Paris fortgesetzt wurde, während der Engländer der Haupt- 
stadt die neue Demütigung lieber ersparen und seinen bourbonischen 
Schützling allein einziehen lassen wollte. Blücher blieb standhaft, 
stellte den Friedensgesandten der Pariser so strenge Bedingungen, 
daß die Fortsetzung des Krieges unvermeidlich wurde. "4 
Das preußische Heer drang unaufhaltsam vor, den Engländern 
weit voran; auch der Festungskrieg ward mit Nachdruck begonnen, 
so daß noch vierzehn feste Plätze ihre Tore den Deutschen öffnen 
mußten. Das Volk betrug sich überall tief feindselig; die Fran- 
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