An solche Stunden frohen Gelingens müssen Sie sich halten,
meine lieben Kommilitonen, wenn Ihnen der Kopf wüst wird von
dem Toben der Parteiung. Ihnen vornehmlich gilt doch unsere
Feier. Aufzuschauen, hochgemut der Zukunft zu vertrauen, nicht
die Taten der Väter zu verachten oder zu versinken im Gezänke
des Tages, das ist der Jugend Recht und Glück. Sie haben
nicht wie wir Alteren mit der Waffe oder dem Messer des Arztes
oder mit der schwachen Feder sich Ihr Vaterland erobern helfen;
Sie haben nicht wie wir liebe Jugendfreunde verderben sehen an
Leib und Seele, weil sie zu früh an Deutschland verzweifelten.
Sie können die Idee des Vaterlandes vielleicht nicht mit so stür-
mischer Liebe erfassen, wie wir, als wir jung waren. Sie sind
glücklicher. An Sie ergeht der einfache Ruf: Spartam nactus
es, hanc exornal Ja, Sie haben es gefunden, ohne Ihr Ver-
dienst, dies einige Vaterland, das zum Heile der Menschheit von
Fehrbellin bis Leuthen, von Belle-Alliance bis Sedan immer
höher stieg. In ihm bleibt Raum für jede starke Mannezskraft,
und die beste ist ihm kaum gut genug. Sollte je die Stimme des
Kriegsherrn Sie unter die Fahnen des Adlers rufen, dann wer-
den Sie nicht schwächer sein wollen an Mut und Treue, an-
Gottesfurcht und Hingebung, als die alten Berliner Studenten,
deren teuere Namen wir auf dem Marmor in unserer Aula be-
wahren. Mag Deutschland Arbeiten des Friedens oder Taten des
Krieges von Ihnen heischen, immer beherzigen Sie das Gelübde,
das einst der Dichter, niederschauend auf die Leichenfelder um Metz,
in unser aller Namen ablegte:
Nimmer soll, das Ihr vergossen,
Euer Blut umsonst geflossen,
Nimmer soll's vergessen sein!
Und nun, hochansehnliche Versammlung, wie bei allen vater-
ländischen Festen unserer Hochschule, gedenken wir in alter Königs-
treue ehrfurchtsvoll des Herrschers, der unser Reich mit seinem
Zepter schützt. Gott segne Seine Mazjestät unseren Kaiser und
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