Full text: Deutsches Lesebuch. Zweiter Theil. Realienbuch. (2)

226. Ludwig der Bayer und Friedrich der Schöne. 275 
Haus Scheyern-Wittelsbach gekommen war (1180), blieb dieser 
Staat noch einer der ersten des Reiches. 
Im Jahre 1314 wurde in Frankfurt der IHIerzog Ludwig 
von Bayern von der Mehrzahl der Kurfürsten zum deutschen 
Kaiser erwählt. Er war ein Freund der Bürger und hatte 
in den Städten Bayerns, am Mittel- und Niederrhein viel An- 
hang. Eine andere Partei wählte Friedrich von Oesterreich, 
dem der Adel in Oesterreich, Schwaben und im Elsals zu- 
gethan war. Friedrich hatte an seinem kriegslustigen Bruder- 
Leopold eine mächtige Stütze. 
Beide Fürsten, Ludwig und Friedrich, waren hochsinnig, 
edel, tapfer und geehrt, und von Jugend auf die innigsten 
Freunde. Jetzt sollte der Streit um die Kaiserkrone sie in 
zwei feindlichen Lagern einander gegenüberführen; denn keiner 
wollte dem andern weichen. Acht Jahre hatte bereits der 
unheilvolle Streit gewährt und Trübsal und Elend über einen 
grolsen Theil von Deutschland gebracht. Da beschlossen 
Friedrich und Leopold, dem Kriege mit einem Schlage ein Ende 
zu machen. Friedrich drang von Oesterreich über den lun, 
Leopold von Schwaben her über den Lech in Bayern ein. 
Bei Möhldorf am Inn trafen sich die beiden Heere. 
I.dwigs Armee befebligte der alte, kriegskundige Feldhaupt- 
mann Seyfried Schweppermann; der König selbst, in ein- 
facher Rüstung, befand sich in der Mitte des Heeres. 
Am Morgen des 28. September 1322 begann die Schlacht. 
Friedrich hoffte vergebens auf das Eintreffen seines Bruders 
Leopold. Dennoch war er voll Zuversicht und begann, in 
glünzender Rüstung an der Spitze seines Heeres reitend, 
muthig das Treffen. 
Gleich beim ersten Anstolse wurden durch die ungarischen 
Bogenschützen die Reihen der für Ludwig kämpfenden Böhmen 
durchbrochen und 500 derselben gefangen. Mehrere Stunden 
dauerte das Gefecht unentschieden fort. Auf beiden Seiten 
herrschte gleiche Erbitterung, aber auch gleiche Gewandtheit 
und Ausdauer. Da brachte Schweppermann durch eine kluge 
Wendung die Feinde in eine solche Stellung, dass ihnen Sonne, 
Wind und Staub in das Gesicht kam. Von dichten Staub- 
wolken umhüllt, kaum mehr Freund und Feind unterscheidend, 
hatte Friedrich nun harten Stand. — Doch verzagte er nicht; 
denn er sah zur rechten Seite von den westlichen Hôhen 
eine Schaar Reiter herabkommen, die er für Leopolds Truppen 
hielt. Dies war aber der Burggraf von Nürnberg, der hinter 
den Hügeln versteckt lag und nun auf Schweppermanns Wink 
mit frischen Schaaren dem Feinde in die Seite feel. 
Diese wohlbedachte Anordnung entschied den Ausgang der 
Schlacht. Denn nun rissen sich auch die gefangenen Böhmen
	        
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