Full text: Deutsches Lesebuch. Zweiter Theil. Realienbuch. (2)

57. Das Pferd. 63 
Der Hase rettet sich durch die Schnelligkeit seiner Beine 
(„Läufer“) vor seinen Verfolgern; doch übt er auch allerlei 
List. Er duckt sich zwischen die Erdschollen, macht auf der 
Flucht allerlei Quersprünge, springt, um die Spürhunde zu 
täuschen, mit weitem Satze in sein Lager, sucht Schutz unter 
Viehherden, flüchtet ins Röhricht oder stürzt sich ins Wasser. 
In der Schonezeit treibt er mit Seinesgleichen allerlei muntere 
Spiele. Statuch sieht er aus, wenn er ein Männchen stellt. 
In großer Noth läßt er seine quäkende Stimme, das „Klagen“ 
erschallen. 
Das Eichhörnchen ist der Asse unserer Wälder. Pelz suchsroth, 
Ohren mit Büscheln, Schwanz buschig. Klettert und springt in den Baum- 
wipfeln. Frißt Nüsse und Obst. Schwanzhaare zu Malerpinseln, Fell zu 
Pelzwerk. Munter, klug und geschickt. 
57. Das Pferd. 
Vor allen Rausthieren zeichnet sich das Hferd durch Schön= 
heit aus. Sdel und kräftig steht es da; stolz trägt es das 
Haupt mit schön gewölbter Stirn und NMase; klug und mild 
blickt es uns an aus den runden, großen Augen. Mit den 
spitzen Ohren lauscht es auf alles, was in seiner Z#ähe vorgeht. 
Die vorstehende freie Brust zeugt von dem Muthe, der in 
ihr wohnt; schlank und glatt ist der Tacken, um den die lange 
Mähne flattert. Die Lenden sind sicher und fest, behende und 
leicht die Zeine, und die Füße gewaffnet mit harten, un- 
gespaltenen Hufen. Ungeduldig harret es des befreundeten 
Reiters; es wiehert laut, scharrt mit dem Vorderfuße, stampft 
die Erde. 
Wie ein Sturmwind fliegt es mit dem BReiter über den 
weiten Dlan; bei Nacht und Dunkel trägt es ihn sicher auf 
schmalem HOfade an Abgründen vorbei. 
Im Kriege folgt es verständig dem Rufe des Führers 
und dem Klange der Trompete; muthig stürzt es in den Kampf. 
Ein muthiges Oferdepaar ist ein schöner Anblick! Aber 
gleich schön und erfreulich ist's, wenn das starke Hferd des 
Landmannes im Herbste den Erntewagen heimzieht, geleitet 
von der Hand eines schwachen Knaben. Auch zum Ofluge be- 
quemt es sich und ziebt in Geduld tiefe Furchen, bevor der 
Ackersmann den Samen ausstreut, der Willionen von Menschen 
das nährende Brot verschafft. Selbst wenn im Alter die Kraft 
des Hferdes erschöpft ist und es müde und matt zur Erde blickt, 
leistet es am Karren noch wichtige Dienste. Da ziebt es z. B. noch 
langsamen Schrittes und mit hängendem Kopfe Kies auf die 
Straßen, auf welchen es einst munter einbertrabte; dabei muß 
es sich freilich mit dem geringsten Futter begnügen und wird 
nicht selten durch Schläge mißhandelt.
	        
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