64 58. Das Rind.
In früheren Seiten lebten in den Wäldern und gras-
reichen Ebenen Deutschlands Herden von wilden Dferden; ein
starker Kengst war ihr Führer und Wächter. Gemeinsam
kämpften sie gegen ihre Feinde, die grimmigen Naubthiere.
Wenn den Oferden die Oflege durch enschenhand abgeht, ver-
lieren sie an Größe und Schönheit. Die wilden Hferde sind kleiner
als die zahmen; ihr HZaar ist raub und struppig.
Wie niedlich und behende ist ein junges Hferd, ein Füllen!
In lustigen, leichten Sprüngen umkreist es das Mutterpferd,
das es sorgsam bewacht.
Zu den Einhufern gehören auch der Esel, das Maulthier und
der Maulesel.
38. Das Rind.
Das Rind gehört zur Ordnung der Zweihufer oder
Wiederkäuer. Sämmtliche Thiere dieser Ordnung haben
einen viertheiligen Magen. Das grobgekaute Futter geht zu-
nächst in den Pansen oder Wanst. Hierauf tritt es in den
Netzmagen, in dessen sechseckigen Zellen es in kleine Ballen
geformt wird. Befindet sich das Thier in Ruhe, so gelangen
diese Ballen durch Aufstoßen wieder in den Mund und werden
zum zweitenmale gekaut. Nun geht die Nahrung in die dritte
und kleinste Abtheilung des Magens, den Blättermagen oder
das Buch, klegt sich zwischen die blätterartigen Falten desselben
und kommt endlich in den vierten Raum, den Labmagen, wo
die völlige Verdauung stattfindet.
Das Rind hat eine breite Stirn und nach außen und
vorwärts gekrümmte Hörner. Die großen, stieren Augen stehen
seitlich. Die Schnauze ist breit und unbehaart. Die Nasen-
löcher stehen weit aus einander. Die steifen Ohrmuscheln sind
beweglich. Im Oberkiefer befinden sich rechts und links sechs
Backen-, aber keine Augen= und Schneidezähne, im Unterkiefer
ebenfalls je sechs Backenzähne, aber auch acht Schneidezähne;
Augenzähne fehlen auch hier Der plumpe Leib des Rindes
ist mit kurzen Haaren bedeckt, deren Farbe bei den einzelnen
Thieren verschieden ist. An dem breiten Halse hängt schlaff
die Haut herab. Man nennt sie Wamme. Der Schwanz bildet
am Ende einen Haarbüschel. Die Beine des Rindes sind
ziemlich plump und die gespaltenen Hufe breit.
Wie alle Wiederkäuer, nährt sich auch das Rind nur von
Pflanzen und kann in seine weite Bauchhöhle eine große Menge
Futters aufnehmen. Es ist unser nützlichstes Hausthier. Es zieht
den Wagen und den Pflug, gibt uns Milch, Butter, Schmalz und
Käse. Geschlachtet liefert es uns vorzügliches Fleisch, Talg, pant,
Hörner, Haare und Hufe. Das Rind ist gutmüthig und lenksam.
Wer dieses Thier durch unnöthige oder zu harte Strafen, sowie
durch Ueberanstrengung bei der Arbeit quält, oder wer ihm