Verfassung des Deutschen Reichs
Seine Majestät der König von Preußen im Namen des Norddeutschen Bundes, Seine
Majestät der König von Bayern, Seine Majestät der König von Württemberg, Seine
Königliche Hoheit der Großherzog von Baden und Seine Königliche Hoheit der Groß-
herzog von Hessen und bei Rhein für die südlich vom Main belegenen Teile des Großher-
zogtums Hessen, schließen einen ewigen Bund zum Schutze des Bundesgebietes und des
innerhalb desselben gültigen Rechtes, sowie zur Pflege der Wohlfahrt des Deutschen Vol-
kes. Dieser Bund wird den Namen Deutsches Reich führen und wird nachstehende
Verfassung
haben.
I. Bundesgebiet
Artikel 1
Das Bundesgebiet besteht aus den Staaten Preußen mit Lauenburg, Bayern, Sach-
sen, Württemberg, Baden, Hessen, Mecklenburg-Schwerin, Sachsen-Weimar, Mecklen-
burg-Strelitz, Oldenburg, Braunschweig, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Sach-
sen-Koburg-Gotha, Anhalt, Schwarzburg-Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen,
Waldeck, Reuß älterer Linie, Reuf jüngerer Linie, Schaumburg-Lippe, Lippe, Lübeck,
Bremen und Hamburg sowie Elsaß-Lothringen.'
I. Reichsgesetzgebung
Artikel 2
Innerhalb dieses Bundesgebietes übt das Reich das Recht der Gesetzgebung nach
Mafsgabe des Inhalts dieser Verfassung und mit der Wirkung aus, dafs die Reichsgesetze
den Landesgesetzen vorgehen. Die Reichsgesetze erhalten ihre verbindliche Kraft durch
ihre Verkündigung von Reichs wegen, welche vermittelst eines Reichsgesetzblattes
geschieht. Sofern nicht in dem publizierten Gesetze ein anderer Anfangstermin seiner
1) Durch Reichsgesetz betreffend die Vereinigung von Elsaß und Lothringen mit dem Deutschen Rei-
che vom 9. Juni 1871 (RGBl. S. 212), geändert durch Reichsgesetz vom 20. Juni 1872 (RGBl. S.
208) wurde die Reichsverfassung zum 1. Januar 1874 im Reichsland Elsaß-Lothringen in Kraft ge-
setzt. Die hierzu erforderlichen Bestimmungen ergingen durch Reichsgesetz betreffend die Einfüh-
rung der Verfassung des Deutschen Reichs in Elsaß-Lothringen vom 25. Juni 1873 (RGBl. S. 161).
Außerdem wurde durch Reichsgesetz vom 15.12.1890 (RGBl. S. 207-208) Helgoland dem preußi-
schen Staat einverleibt.