126 Ludwig-Wolf.
des Hauses Wettin von jeher im wohlverstandenen Interesse ihres Landes
darauf bedacht waren, diese Gunst der Lage der Stadt zum Segen zu ge-
stalten und wie auf ihr sich die Bedeutung der Leipziger Messen und die
Bedeutung Leipzigs als Handels= und jetzt auch als Industrieplatz aufbaute,
so wurde sie auch wieder mehr als einmal die Veranlassung, daß des
Krieges Stürme über die Stadt dahinfegten und daß in Leipzigs Ebenen
das Schwert über die Geschicke Deutschlands entschied. Zum Glücke für
die Stadt überwogen die Jahre und die Tendenz des Gedeihens, so daß
dieselbe in ihrer Einwohnerzahl in folgender Weise heranwuchs: 1700:
15 650, 1800: 32 150, 1825: 41 500, 1850: 62 375, 1875: 127400,
1900: 456000 Einwohner und, während sie noch im Jahre 1860 an
siebenter Stelle unter den größeren deutschen Städten mit ca. 78 000 Ein-
wohnern stand, im Jahre 1900 an die vierte Stelle gerückt war. Im
Jahre 1903 konsumierte die Bevölkerung der Stadt an Schlachttieren:
31 330 Rinder, 67744 Kälber, 53 844 Schafe, 167 814 Schweine,
2025 Pferde nebst eingeführtem frischen Fleische im Gesamtgewichte von
30 622 150 kg, so daß auf den Kopf der Bevölkerung im Durchschnitt
63,12 kg Fleisch entfielen. Für den Verbrauch an sonstigen Nahrungs-
mitteln und Feuerungsmaterial fehlen mir zurzeit die Unterlagen.
Für die Leibesnahrung und Notdurft der Bevölkerung sorgten im Jahre
1903: 533 Bäcker, einschließlich 60 Backwarenhändlern, 547 Fleischer, ein-
schließlich 75 Fleischwarenhändlern, 405 Kolonialwaren= und 80 8 Produkten-
handlungen, 1865 Schankstätten (1 auf 286 Einwohner), 1254 Schneider,
161 Ausschnittgeschäfte, 48 Garderobemagazine für Damen, 113 für Herren,
963 Schuhmacher und 145 Schuhwarenhandlungen, 3 Konsumvereine (mit
46 514 Mitgliedern, einem Guthaben von 1 391275 Mk. — einer Haft-
summe von 1855 300 Mk. — einem Warenumsatz von 16 410 143 Mk.
und einem Gesamtreingewinn von 1593 375 Mk.) und 436 Arzte, die
verschiedenen poliklinischen und sonstigen Institute der Universität und zwei
Stadtkrankenhäuser ungerechnet.
Die Fürsorge auf geistigem und künstlerischem Gebiete übte der Staat
durch die Universität, 2 Gymnasien, 1 Akademie und 1 Baugewerken-
schule aus. Dagegen unterhielt die Stadt 2 Gymnasien, 1 Realgymnasium,
1 Lehrerinnenseminar, 4 Realschulen, 1 höhere Schule für Mädchen, 1 Ge-
werbeschule, 1 Schule für Frauenberufe, 4 Fortbildungsschulen, 4 höhere
Bürgerschulen, 15 Bürgerschulen und 30 Bezirksschulen. Daneben bestanden,
teils als Stiftungen, teils gehalten von Korporationen usw. (zum Teil mit
Unterstützung der Stadt), 1 Konservatorium für Musik, 1 Handelshochschule,
1 Handelsschule, 1 Buchhändler= und Buchdruckerlehranstalt, 1 kaufmännische