6660 Reichstag. — Sachregister.
Kriegswirtschaft und Kriegssozialpolitik. II. Einzelnes. Kriegswirtschaft und Kriegssozialpolitik. II. Einzelnes.
245. Leder und Lederersatz (Fortsetzung). 245. Leder und Lederersatz (Fortsetzung).
Tatsache ist um so bedauerlicher, als ein sehr
fühlbarer Mangel an Leder besteht und das
lederverarbeitende Gewerbe, namentlich die kleinen
Gerbereien, durch die Zurückhaltung der Rohhäute
schwer geschädigt wird.
Ist dem Herrn Reichskanzler diese Tatsache
bekannt und was gedenkt er zu tun, damit diese
Rohhäute sofort abgenommen und der Verarbeitung
unter besonderer Berücksichtigung der kleineren
Gerbereien zugeführt werden?
Ist der Herr Reichskanzler bereit, alsbald eine
Untersuchung darüber anzustellen, ob die Nicht-
abnahme der Rohhäute, wie in Interessentenkreisen
vielfach vermutet wird, auf Einflüsse von Leder-
ersatzfabriken zurückzuführen ist und das Ergebnis
dieser Untersuchung möglichst bald dem Reichstage
mitzuteilen?: Bd. 321, Nr. 821.
Schriftliche Antwort: Bd. 321, Nr. 885.
Anfrage Dr. Gugelmeier, Dr. Böhme: In den
Bestimmungen der Kriegsrohstoffabteilung des
Kriegsministeriums ist, um den Landwirten die
Beschaffung von Leder für sich und ihre An-
gestellten zu erleichtern, vorgesehen, daß die zum
Verteilungsplan der Kriegsleder-Akt.-Ges. gehörigen
Gerbereien monatlich insgesamt acht aus eigener
Haus= oder Notschlachtung stammende Viehhäute
für Landwirte verarbeiten dürfen. Hatten Gerbereien,
die nicht dem Verteilungsplan der K.L.A.G. zu-
gehören, solche Häute angenommen, so wurden sie
beschlagnahmt. Dadurch wurden Landwirten, die
gutgläubig die ihnen zustehenden Häute zu der
ihnen zunächst liegenden, zufällig etwa nicht an-
nahmeberechtigten Gerberei trugen, ohne ihr Ver-
schulden der Möglichkeit der Versorgung mit Leder
vielfach beraubt.
Ist der Herr Reichskanzler im Interesse der
Aufrechterhaltung der landwirtschaftlichen Betriebe
bereit, den hierdurch entstandenen Unbilligkeiten
abzuhelfen, entweder durch Freigabe der beschlag-
nahmten Häute oder in der Weise, daß die ohne
eigenes Verschulden zu Schaden gekommenen Land-
wirte Sonderzuweisungen von Leder erhalten?:
Bd. 325, Nr. 1922.
Schriftliche Antwort: Bd. 325, Nr. 1991.
Regelung für die Schuhfabrikation.
Resolution des Hauszhaltsausschusses zu den Etats
für die Verwaltung des Reichsheeres für 1916
(erledigt beim Etat für das Reichsamt des Innern):
den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, dahin zu
wirken, daß das von der Heeresverwaltung für das
Schuhmachergewerbe freigegebene Leder, be-
sonders Sohlleder, auch von den Schuhmacher-
innungsverbänden, Ausschnittgeschäften und
Schuhmacherinnungen in geeigneter Weise be-
zogen werden kann: Bd. 317, Nr. 260 unter IIc.
Bd. 307, 41. Sitz. S. 918B.
51. Sitz. S. 1147D, 1173A, 11760,
11780.
53. Sitz. S. 1251 A. — Angenommen.
Anfrage Irl (Erding): Ist es dem Herrn Reichs-
kanzler bekannt, daß es der Ersatz= Sohlengesellschaft
bisher noch nicht gelungen ist, einen einigermaßen
brauchbaren Ersatz für Sohlen herzustellen und
deswegen die Beschlagnahme der Stanzab-
fälle für diese Gesellschaft eine unwirtschaftliche
Maßnahme darstellt?
Gedenkt der Herr Reichskanzler die bei den
Bekleidungsämtern in großen Massen aufgestapelten
Stanzabfälle an die Schuhmacherkorporationen frei-
zugeben, damit die Schuhmacher in der Lage sind,
dringend notwendige Reparaturarbeiten ausführen
zu können?: Bd. 321, Nr. 905.
Schriftliche Antwort: Bd. 321, Nr. 932.
Anfrage Dr. Müller (Meiningen): Angesichts des
vierten Kriegswinters sind die weitesten Kreise in
Sorge über die Beschaffung des nötigen
Schuhmaterials.
Die Schuhpreise haben infolge der hohen Leder-
preise eine fast unerträgliche Höhe erreicht. Die
Lederindustrie arbeitet mit großen Gewinnen.
In den beteiligten Fachkreisen wie in der Fach-
presse wird behauptet, daß teils noch beträchtliche
Mengen von Häuten zu verderben drohen und
Leder zurückgehalten werde, obwohl die Armee
hinreichend versorgt ist, teils beträchtliche Einfuhr=
mengen zur Verfügung stehen bzw. zu erwarten sind.
Was gedenkt der Herr Reichskanzler zu tun,
um dem deutschen Volke die unbedingt notwendige
Versorgung mit Schuhmaterial, vor allem durch
Verteilung des noch vorhandenen Häutevorrats an
die Gewerbetreibenden zu erschwinglichen Preisen,
zu ermöglichen?: Bd. 321, Nr. 1000.
Schriftliche Antwort: vd. 322, Nr. 1083.
Anfrage Held: Seit Monaten sind außerordentlich
große Mengen von Sohlleder in den Gerbereien
vorhanden, auf deren Abnahme durch die be-
treffenden Kriegsorganisationen die Lederindustrie
vergeblich wartet. In einer mir bekannten mitt-
leren Gerberei liegen seit Anfang August ca. 4000
fertige Sohllederhäute, und ähnliche Mengen warten
in anderen Betrieben auf Abnahme. Ferner hat
die Schuhindustrie mit Mengen Sohlleder sich ein-
gedeckt, die sie in vielen Monaten nicht wird ver-
arbeiten können, während es der Bevölkerung
unmöglich ist, bei den Schuhmachern eine Leder-
besohlung zu erhalten, wenn sie nicht die im
umfangreichen Schleichhandel mit Leder üblichen
Preise von 50 Mark und mehr für das Kilogramm
Leder (gegen 7,50 Mark Höchstpreis) zahlen will.
Ist der Herr Reichskanzler bereit, für schnelle
Abhilfe in der Richtung Sorge zu tragen, daß die
überschüssigen Sohlledermengen der Bevölkerung
zu Rrparaturzwecken. freigegeben werden?: Bd. 325,
196
Bd. 314, 196. Sitz. S. 6248 C. — Beantwortet.
Anfrage Dr. Werner (Gießen): Infolge einer Be-
kanntmachung der „Kontrollstelle für freigegebenes
Leder“ vom 1. Oktober 1917 sind die Lederklein-
händler und Rchstoffgenossenschaften verpflichtet,
die ihnen zugeteilten Ersatzsohlen in Verkehr zu
bringen; die Schuhmacher sind verpflichtet, sie ab-
zunehmen und zu verarbeiten. Ausnahmen hier-
von werden äußerst selten zugelassen. Die zuge-
teilten Ersatzsohlen werden nicht zurückgenommen,
und die Verweigerung ihrer Abnahme hat für den
Lederkleinhändler oder die Rohstoffgenossenschaft,
bezw. den Schuhmacher den Ausschluß von der
Zuteilung aller Ersatzmaterialien und von Boden-
leder zur Folge.
Die Erzeugnisse der Ersatzsohlen-Gesellschaft, die
Sperrholzsohlen, werden in Verbraucherkreisen viel-
fach als höchst minderwertig angesehen.