Full text: Verhandlungen des Reichstags. 314. Band. (314)

6660 Reichstag. — Sachregister. 
Kriegswirtschaft und Kriegssozialpolitik. II. Einzelnes. Kriegswirtschaft und Kriegssozialpolitik. II. Einzelnes. 
245. Leder und Lederersatz (Fortsetzung). 245. Leder und Lederersatz (Fortsetzung). 
Tatsache ist um so bedauerlicher, als ein sehr 
fühlbarer Mangel an Leder besteht und das 
lederverarbeitende Gewerbe, namentlich die kleinen 
Gerbereien, durch die Zurückhaltung der Rohhäute 
schwer geschädigt wird. 
Ist dem Herrn Reichskanzler diese Tatsache 
bekannt und was gedenkt er zu tun, damit diese 
Rohhäute sofort abgenommen und der Verarbeitung 
unter besonderer Berücksichtigung der kleineren 
Gerbereien zugeführt werden? 
Ist der Herr Reichskanzler bereit, alsbald eine 
Untersuchung darüber anzustellen, ob die Nicht- 
abnahme der Rohhäute, wie in Interessentenkreisen 
vielfach vermutet wird, auf Einflüsse von Leder- 
ersatzfabriken zurückzuführen ist und das Ergebnis 
dieser Untersuchung möglichst bald dem Reichstage 
mitzuteilen?: Bd. 321, Nr. 821. 
Schriftliche Antwort: Bd. 321, Nr. 885. 
Anfrage Dr. Gugelmeier, Dr. Böhme: In den 
Bestimmungen der Kriegsrohstoffabteilung des 
Kriegsministeriums ist, um den Landwirten die 
Beschaffung von Leder für sich und ihre An- 
gestellten zu erleichtern, vorgesehen, daß die zum 
Verteilungsplan der Kriegsleder-Akt.-Ges. gehörigen 
Gerbereien monatlich insgesamt acht aus eigener 
Haus= oder Notschlachtung stammende Viehhäute 
für Landwirte verarbeiten dürfen. Hatten Gerbereien, 
die nicht dem Verteilungsplan der K.L.A.G. zu- 
gehören, solche Häute angenommen, so wurden sie 
beschlagnahmt. Dadurch wurden Landwirten, die 
gutgläubig die ihnen zustehenden Häute zu der 
ihnen zunächst liegenden, zufällig etwa nicht an- 
nahmeberechtigten Gerberei trugen, ohne ihr Ver- 
schulden der Möglichkeit der Versorgung mit Leder 
vielfach beraubt. 
Ist der Herr Reichskanzler im Interesse der 
Aufrechterhaltung der landwirtschaftlichen Betriebe 
bereit, den hierdurch entstandenen Unbilligkeiten 
abzuhelfen, entweder durch Freigabe der beschlag- 
nahmten Häute oder in der Weise, daß die ohne 
eigenes Verschulden zu Schaden gekommenen Land- 
wirte Sonderzuweisungen von Leder erhalten?: 
Bd. 325, Nr. 1922. 
Schriftliche Antwort: Bd. 325, Nr. 1991. 
  
Regelung für die Schuhfabrikation. 
Resolution des Hauszhaltsausschusses zu den Etats 
für die Verwaltung des Reichsheeres für 1916 
(erledigt beim Etat für das Reichsamt des Innern): 
den Herrn Reichskanzler zu ersuchen, dahin zu 
wirken, daß das von der Heeresverwaltung für das 
Schuhmachergewerbe freigegebene Leder, be- 
sonders Sohlleder, auch von den Schuhmacher- 
innungsverbänden, Ausschnittgeschäften und 
Schuhmacherinnungen in geeigneter Weise be- 
zogen werden kann: Bd. 317, Nr. 260 unter IIc. 
Bd. 307, 41. Sitz. S. 918B. 
51. Sitz. S. 1147D, 1173A, 11760, 
11780. 
53. Sitz. S. 1251 A. — Angenommen. 
Anfrage Irl (Erding): Ist es dem Herrn Reichs- 
kanzler bekannt, daß es der Ersatz= Sohlengesellschaft 
bisher noch nicht gelungen ist, einen einigermaßen 
brauchbaren Ersatz für Sohlen herzustellen und 
deswegen die Beschlagnahme der Stanzab- 
fälle für diese Gesellschaft eine unwirtschaftliche 
Maßnahme darstellt? 
  
Gedenkt der Herr Reichskanzler die bei den 
Bekleidungsämtern in großen Massen aufgestapelten 
Stanzabfälle an die Schuhmacherkorporationen frei- 
zugeben, damit die Schuhmacher in der Lage sind, 
dringend notwendige Reparaturarbeiten ausführen 
zu können?: Bd. 321, Nr. 905. 
Schriftliche Antwort: Bd. 321, Nr. 932. 
Anfrage Dr. Müller (Meiningen): Angesichts des 
vierten Kriegswinters sind die weitesten Kreise in 
Sorge über die Beschaffung des nötigen 
Schuhmaterials. 
Die Schuhpreise haben infolge der hohen Leder- 
preise eine fast unerträgliche Höhe erreicht. Die 
Lederindustrie arbeitet mit großen Gewinnen. 
In den beteiligten Fachkreisen wie in der Fach- 
presse wird behauptet, daß teils noch beträchtliche 
Mengen von Häuten zu verderben drohen und 
Leder zurückgehalten werde, obwohl die Armee 
hinreichend versorgt ist, teils beträchtliche Einfuhr= 
mengen zur Verfügung stehen bzw. zu erwarten sind. 
Was gedenkt der Herr Reichskanzler zu tun, 
um dem deutschen Volke die unbedingt notwendige 
Versorgung mit Schuhmaterial, vor allem durch 
Verteilung des noch vorhandenen Häutevorrats an 
die Gewerbetreibenden zu erschwinglichen Preisen, 
zu ermöglichen?: Bd. 321, Nr. 1000. 
Schriftliche Antwort: vd. 322, Nr. 1083. 
  
Anfrage Held: Seit Monaten sind außerordentlich 
große Mengen von Sohlleder in den Gerbereien 
vorhanden, auf deren Abnahme durch die be- 
treffenden Kriegsorganisationen die Lederindustrie 
vergeblich wartet. In einer mir bekannten mitt- 
leren Gerberei liegen seit Anfang August ca. 4000 
fertige Sohllederhäute, und ähnliche Mengen warten 
in anderen Betrieben auf Abnahme. Ferner hat 
die Schuhindustrie mit Mengen Sohlleder sich ein- 
gedeckt, die sie in vielen Monaten nicht wird ver- 
arbeiten können, während es der Bevölkerung 
unmöglich ist, bei den Schuhmachern eine Leder- 
besohlung zu erhalten, wenn sie nicht die im 
umfangreichen Schleichhandel mit Leder üblichen 
Preise von 50 Mark und mehr für das Kilogramm 
Leder (gegen 7,50 Mark Höchstpreis) zahlen will. 
Ist der Herr Reichskanzler bereit, für schnelle 
Abhilfe in der Richtung Sorge zu tragen, daß die 
überschüssigen Sohlledermengen der Bevölkerung 
zu Rrparaturzwecken. freigegeben werden?: Bd. 325, 
196 
Bd. 314, 196. Sitz. S. 6248 C. — Beantwortet. 
Anfrage Dr. Werner (Gießen): Infolge einer Be- 
kanntmachung der „Kontrollstelle für freigegebenes 
Leder“ vom 1. Oktober 1917 sind die Lederklein- 
händler und Rchstoffgenossenschaften verpflichtet, 
die ihnen zugeteilten Ersatzsohlen in Verkehr zu 
bringen; die Schuhmacher sind verpflichtet, sie ab- 
zunehmen und zu verarbeiten. Ausnahmen hier- 
von werden äußerst selten zugelassen. Die zuge- 
teilten Ersatzsohlen werden nicht zurückgenommen, 
und die Verweigerung ihrer Abnahme hat für den 
Lederkleinhändler oder die Rohstoffgenossenschaft, 
bezw. den Schuhmacher den Ausschluß von der 
Zuteilung aller Ersatzmaterialien und von Boden- 
leder zur Folge. 
Die Erzeugnisse der Ersatzsohlen-Gesellschaft, die 
Sperrholzsohlen, werden in Verbraucherkreisen viel- 
fach als höchst minderwertig angesehen.
	        
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