— 219 —
Deutschland verderbenvoller, als jeder fruͤhere zu werden
drohte, fremd zu bleiben, wie ihm Preußen fremd blieb.
Bald aber ward erkannt, dieser Wunsch sey unerfuͤllbar.
Oesterreich, seiner Erbstaaten zu schonen, wollte den
Kriegsschauplatz auf fremden Boden legen, und ließ seine
Heere zum Inn rücken.
Am 6ten September 1305 erschien der Feldmar-
schall-Lieutenant Fürst Schwarzenberg, mit einem
eigenhändigen Schreiben des Kaisers Franz, in Mün-
chen. Er entwickelte das Verlangen, daß der Kurfürst
sein Kriegsvolk mit dem dsterreichischen gegen Frankreich
vereinigen moge, da Baitern zu schwach sey, gegen Oe-
sterreich oder Frankreich die Neutralität mit dem Schwerte
zu schützen. Dagegen verhieß der Wienerhof volle Ges
währleistung der Unverletzbarkeit von den baierischen Staa-
ten im künftigen Friedensschluß.
Anträge, wie diese, mußten am Münchener-Hofe
die widerstrebendsten Empfindungen erregen. Man fragte
sich: mit welchem Rechte eine fremde Macht die andere,
wenn gleich schwächere; zwingen könne, wider ihren Wil-
len an einen Krieg Theil zu nehmen, den sie Ursache
habe zu meiden. Oder welche Belohnung der ungeheun-
ren Opfer an Geld und Blut, die solch ein Krieg notho
wendig machen dürfte, zuletzt in der. Verheißung liegen
könne, daß Baiern das behalten solle, was es schon
besäße? Und wenn man den Schmerz des Ehrgefühls
vergessen wollte, welchen immer der Freie empfindet,
wenn ihm der Stärkere das Gesetz geben will, weil er
der Stärkere ist.; so konnte man sich der Furcht nicht
vor dem wahrscheinlichen Ausgang des Kampfes erweh-
ren. Noch stand Oesterreich mit frischgebildetem Heer#