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überlassen; zwar auch Steger schien sich bemühen zu
wollen, den wilden Sinn seiner Landsleute zu besänfti-
gen, aber ohne daß es ihm gelang.
Denn wie Rusca gegen Lienz anrückte, wurde seine
Vorhut anderthalb Stunden vor der Stadt mit Heftigkeit
durch die Tiroler angegriffen. Er warf sie zurück, und
bezeichnete seinen Weg mit den Denkmalen grausamer
Strenge. Es wurden 200 Bauernhäuser und eben so viele
Scheuern im Pusterthal niedergebrannt. Das vergrößerte
die Wuth des Volkes. Als Rusca daher (öten August)
gegen die Lienzer-Klause ziehen, und sich mit dem Her-
zog von Danzig vereinigen wollte, leisteten ihm die In-
surgenten, erst unter Lurheim's, dann, da dieser
geworfen war, unter Steger's Anführung, so blutigen
und hartnäckigen Widerstand, daß er nach Lienz umkeh-
ren mußte. Noch weniger wirkte sein Aufruf, welchen
er den Tag nach diesem, an das Land erließ, um es zur
Unterwerfung zu nöthigen. Immerdar von den Tirolern
feindselig umschwärmt und geneckt, und in der Meinung,
auch der Herzog von Danzig habe in Folge widerwär-
tiger Ereignisse sein Vorhaben aufgegeben, nach Brixen
vorzurücken, verließ er (11ten August) sogar wieder Lienz,
und begab sich mit seiner Division nach Klagenfurth, in-
dem er Villach, Tarvis, Spital, Sachsenburg, und an-
dere Ortschaften Kärnthens besetzte.
Indessen hatten sich auch bei Verona 3000 Mann
Franzosen zusammengezogen, um zur Unterwerfung Ti-
rols mitzuwirken. Sie aber blieben, ihrer Schwäche
wegen, bis Mitte September unthätig in ihrer Stellung
bei Dolce. Und so ward dem Herzog von Danzig auch
von dieser Seite keine Hand gereicht.