Full text: Kriegsgeschichte von Bayern unter König Maximilian Joseph I. - Zeitraum vom Jahre 1810 bis zum Schluße der Belagerung von Thorn ( April 1813 ). (3)

vertreterschaft der Nation in die Hauptstadt berufen. 
Mehr bedurfte es nicht, um die gesammte Nation zum 
glaͤnzensten Wagstuͤck zu begeistern. 
Doch alles harrte in tiefer Stille dem Augenblick ent- 
gegen, der dem großen Rettungswerke gewogen seyn werde. 
Durch ungluͤckliche Friedensschluͤsse vom Mittelmeer 
zuruͤckgedraͤngt, gaͤnzlich im Handelsverkehr gelaͤhmt, fand 
Oesterreich keinen Vortheil für sich selbst in dem Glanz, 
der die Tochter seines Kaisers auf dem franzbsischen Thron 
umstrahlte. Der ehrwürdige Monarch beschränkte sich 
einswellen auf die Mittel, seines Volkes Wunden zu 
heilen; verminderte das Heer; ergriff Maßregeln dem 
Wucher und der Agiotage durch Einführung eines neuen 
Papiergeldes zu wehren; führte in das gesammte Kai- 
serreich ein allgemeines bürgerliches Gesetzbuch ein, und 
widmete so seine Hauptsorge den verschiedenen Zweigen 
der innern Verwaltung. Was von aussen durch das Loos 
des Kriegsglücks eingebüßt war, sollte von innen durch 
weise Ordnung wieder erobert werden. Und was die gei- 
stige Spannkraft anderer Nationen von jeher verdoppele 
hatte, wodurch sie überlegen wurden, das auch benutzte 
Kaiser Franz I. in seinem Reich: Volksunterricht und 
grössere Freiheit der Presse. 
In ähnlichem Geiste handelte Alerander l. im 
russischen Reich, als er den leibeicenen Kronbauern 
das Recht bewilligte, Eigenthum zu erwerben, als er 
für Wissenschaft, Kunst, Bildungs= und Wohlthätigkeits= 
anstalten Grosses leistete, und durch Zöllgesetze und Han- 
delsverordnungen die Verminderung der Staatseinnahmen 
verhütete, ohne die Abgaben sonst bedeutend schwerer zu 
machen. Denn die öfsentlichen Einkünfte waren seit dem
	        
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