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So hatten die Bayern und Franzosen ihre zwar am
Morgen eingenommene Stellung behauptet, aber nicht
den Feind aus ihrem Gesichtskreis entfernt. General
Graf Wittgenstein hatte nur seine Angriffscolonnen
zuruͤckgezogen, hingegen seine Postenkette dicht an die
bayerisch- franzoͤsische Stellung vorgeschoben, ja diese
gaͤnzlich umklammert und sogar sein Hauptgelager Ange—
sichts seiner Feinde, nur eine Viertelstunde von Spaß,
im Schlosse von Prismenitza genommen. Der hinter der
russischen Postenkette gelegene Wald entzog den Blicken
der Franzosen und Bayern die Bewegungen des Witt—
gensteinschen Hauptheeres, waͤhrend der russische Ober-
general Alles erkennen konnte, was im entgegengesetzten
Feldlager vorging.
Noch waͤhrend der Schlacht entsandte Wittgen—
stein den Ingenieur-Obersten Siebers mit zwei Ba-
taillons, um oberhalb Gromewo eine Brücke über die
Polota zu schlagen. Dann konnte der Rücken der fran-
zbsisch-bayerischen Stellung beunruhiget werden.
Der Verlust der Bapern unter Wrede's Befehl
am 17. August bestand in 37 todten und verwundeten
Officiers, unter welch letzteren General Vincenti, und
in 547 todten und verwundeten gemeinen Soldaten. So-
wohl die Russen als auch die Franzosen mögen während
jener Schlacht bedeutend eingebüßt haben. Die bayeri-
sche ODivision Deroy hatte an jenem Tag keinen Ver-
lust, da sie nur dem feindlichen unwirksamen Geschütz-
feuer ausgesetzt war.
Genecral Wittgenstein erkannte wohl, daß es ihm
schwerlich gelingen dürfte, den Besitz von Polozk zu er-
kämpfen und seinen Feind über die Düna zurückzuwerfen.
Er schien erwarten zu wollen, was dieser auf einen sehr