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Daͤnemark, welches sich bis zum Frieden von Tilsit in
strenger Unpartheisamkeit behauptet hatte, buͤßte dieselbe
ein, als es, seiner Besitzungen in Deutschland gesichert
zu bleiben, Buͤndniß mit Frankreich einzugehen genoͤthigt
war. Denn das britische Cabinet, nun feindlich, raͤchte
sich durch den Brand von Kopenhagen, durch Zerstoͤrung
der daͤnischen Flotte und des daͤnischen Handels. Das er-
fuͤllte die Nation mit schwerem, doch ohnmaͤchtigen Hasse
gegen England, und fesselte es an Frankreichs Sache
inniger.
Auch Schweden, durch innere Spaltungen zerrissen
und, mit Verlust Finnlands, sein Interesse verkennend,
schien ganz für Frankreich gewonnen, als es den Mar-
schall Bernadotte, Prinzen von Pontecorvo zu seinem
künftigen Thronfolger erkoren hatte. Dieser aber, wel-
cher mit Aussicht auf den schwedischen Thron ächt schwedi-
schen Sinn angenommen, strebte, mit wohlberechneter
Staatsklugheit, früh schon, sich und das Kbnigreich dem
verderblichen Einfluß Frankreichs zu entziehen, der ihn zum
Kriege gegen England trieb. Auch gelang ihm allmählig,
mit England selbst und mit Rußland, die freumdlichen
Verhältnisse herzustellen.
Dieser fluchtige Ueberblick Europens vom Jahr 1311
bis Anfang 1812 lehrt, daß schon jezt, während, dem
dussern Schein nach, die Oberherrlichkeit Napoleons
über die grdssere Hälfte des Festlandes der Vollendung
nahe kam, ihr das Leben zu entweichen begann. Die Mei-
nung siel von dem Manne ab, den sie vorher bewundert
hatte, und er verlor sich tiefer in den gemeinen Irrthum
gewbhnlicher Eroberer und Staatsmänner, daß die mate-
rielle Macht Alles, die freie Ueberzeugung der Volker