res verhieß der Sieg dem russischen Heer. Gedachte das-
selbe seines alten Ruhmes, mußte es des immerwähren-
den kampflosen Fliehens müde, von edler Ungeduld bren-
nen, den Feind des Vaterlandes, der Religion, vom
heimischen Boden zu treiben und dessen Verheerungen zu
rächen. Man erwartete eine Vertilgungs-Schlacht für
einen oder den andern Theil.
Kaiser Napoleon benutzte den 6. September, die
Vorposten-Kette des Feindes zu recognosciren. Letztere
zog sich nicht über die vor dem Dorfe Seminskoe gele-
gene Schlucht hinaus, und ward hinlänglich durch das
Geschütz vertheidiget, welches in den Batterien vor der
Stirnseite des russischen Heeres eingefahren war. Das
Ergebniß dieser Feindesschau war die Art, wie Napo-
leon sein Heer aufstellte und wie der Angriff geschehen
sollte. Der Kaiser hatte sich überzeugt, daß noch immer
der Russen linker Flügel der schwächste Theil ihrer Schlacht-
linie geblieben sey, zumal, da nun das vom Fürsten
Kutusow angelegte geschlossene Viereck für denselben
schon verloren gegangen war. Auf diesen Flügel also
richtete Napoleon sein Augenmerk, indem er seinem
eignen rechten die Hauptstärke gab. Ob es ihm viel-
leicht nicht mdglich gewesen wäre, durch die Bewegun-
gen seiner Streitmassen auf der alten Smolensker Heer-
straße nach Mosaisk das russische Heer im Rücken zu
bedrohen, wollen wir hier nicht untersuchen. Feldmar-
schall Kutosow würde sich vielleicht, um größerer Ge-
fahr zu entgehen, ohne Schlacht eilig zurückgezogen ha-
ben. Napoleon scheint aber eben eine entscheidende
Schlacht für das einzige Mittel gehalten zu haben, ei-
nen ehrenvollen Frieden zu erlangen. Und neben diesem
Jiel mußten alle anderen Rücksichten verschwinden.