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Schweizer und Kroaten, statt den Angriff ruhig hinter
den Stadtwällen abzuwarten, ihren Feinden muthig ent-
gegen. Unmittelbare Folge davon war der große Ver-
lust, welchen besonders die tapferen Schweizer erlitten.
Auch ward durch Angriffs-Bewegung derselben für den
Augenblick die ganze linke Seite der Stadt ihrer Verthei-
digung beraubt. Wäaren die Russen in diesem Kampfe
Sieger geblieben, würde es den Schweizern und Kroa-
ten schwer gelungen seyn, früher als der Feind die Stel-
lung hinter den Stadtwällen wieder zu gewinnen. Weil
die Russen aber, ohne sich weiter um ihre Seiten zu be-
kümmern, gegen die Stadt vordrangen, gaben sie den
Bapern, welche die zwei Redouten mit zahlreichem Ge-
schütz besetzt hatten, ihre linke Flanke hin. General
Graf Wrede selbst befehligte hier seine Bayern, in-
dem er mit Aufmerksamkeit jeder Bewegung des Gegners
folgte. Er ließ, wie der Augenblick kam, das verhee-
rende Feuer auf allen Puncten beginnen, da aber von
den eingeschnittenen Schießscharten die Bewegung der
Kanonen gehemmt ward, das Geschütz ins freie Feld
neben und zwischen den Redouten auffahren. Dieß ent-
schied. Die Russen, nur immer in blinder Wuth gegen
die Wälle von Polozk anrückend, empfingen das strei-
chende und wohl unterhaltene Feuer sämmtlicher aufge-
fahrenen Artillerie. ) Ganze Reihen und Glieder der
Russen stürzten, hingemäht, zu Boden, als sie beinahe
das Ziel, die Wälle der Stadt Polozk, erreicht hatten.
*) Bei dieser Gelegenheit ward der bayerische Major Van-
douwe, an der Seite des Generals Grafen Wrede todt-
lich durch eine Kanonenkugel verwundet.