225 —
liche Anstrengung, bei ähnlicher Gelegenheit, kaum noch
erwartet werden durfte. Marschall St. Cyr verheelte
sich dieß gar nicht und hielt es für das Zweckmäßigste,
seinem Heere eine Aufstellung auf dem linken Düna-
Ufer zu geben. Doch ehe er diese Räumung der Stadt
Polozk und des rechten Düna= Ufers in Ausführung
brachte, unterwarf er seinen Gedanken der Prüfung der
ihm untergeordneten Geuerale.
So brach der 10te Octobertag an, und der Mar-
schall empfing nun vom General Corbineau, der an
der Uszacz bei Bononia gelagert war, Meldung, daß
ihm zwar dort die Russen nicht gestatteten über die Us-
zacz zu ziehen, übrigens nicht sehr stark und unterneh-
mend schienen. Auch General Wittgenstein hatte
zwar die Massen seines Heeres Angesichts der Stellung
von Polozk entwickelt; doch auch er beschränkte sich auf
bloße Beobachtung. Beiden Heeren kam die kurze Rast
nach angestrengter Thätigkeit, obgleich mit den Waffen
in der Hand, sehr gelegen.
Aber um 10 Uhr Nachmittags traf neue Meldung
beim Marschall St. Cyr ein, daß der russische Vortrab
unter General Steinheil, der etwa 4 bis 5000 Mann
Fußvolks und 12 Geschwader Reiterei stark war, den
Uebergang über die Uszacz erzwungen, und den dahinter
aufgestellten General Corbineau zurückgeworfen habe.
General Stroehl hatte dort mit seiner kleinen Schaar
baperischen Fußvolks) alles aufgeboten gehabt, sich den
*) Die Brigade Stroehl, aus den Ueberbleibseln des öten
und 1#ten Linienregiments, des 5ten leichten Bataillons und
der halben Batterie Gotthard bestehend, war 500 Mann
im Ganzen genommen stark.