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St. Cyr die Nacht (vom 19. zum 20. October) zum
gaͤnzlichen Ruͤckzug vom rechten Duͤna-Ufer und von
Polozk und den dortigen Verschanzungen benutzen. Schon
hatte er all sein Gepaͤck unentdeckt vom Feinde, uͤber
die Duͤna zuruͤckgehen lassen; schon war ein Theil des
Geschützes aus den Verschanzungen um Polozk in größ-
ter Stille und Ordnung durch die Stadt auf das linke
Düna= Ufer zurückgeführt: als ein durch Unvorsichtig-
keit in den Baraken der Division Legrand entstande-
ner großer Brand den Russen verrieth, um was es zu
thun sey. Jetzt erhoben sämmtliche Batterien des Fein-
des das heftigste Feuer, theils auf die von allen Puncten
aufbrechenden Bayern und Franzosen, theils auf die
Stadt Polozk selbst, um vielleicht das abziehende bape-
rische Geschütz, durch den Brand des Ortes zu hindern,
die Brücke zu erreichen.
In der That benutzten die russischen Generale
Wlastow und Diebitsch die Verwirrung, welche durch
das Feuer in der Stadt entstand, einen allgemeinen An-
griff gegen die Truppen St. Cyrs auf dem linken Po-
lota-Ufer zu unternehmen, während der russische Oberste
Rüdinger Aehnliches auf dem rechten Polota-Ufer
that. Doch eben so tapfer und hartnäckig als die An-
greifenden, fochten die Angegriffenen. Jeder einzelne
Theil des verschiedenen Pfahlwerks, selbst die Dächer
der Häuser, jeder Gegenstand diente den Franzosen,
Schweizern und Bayern als Schulterwehre, um geschützt
durch wirksames Flintenfeuer, die andringenden Russen
zu vernichten. Nirgends konnten diese festen Fuß fassen,
oder die Abführung des Geschützes aus der Stadt ver-
hindern. Um Mitternacht hatte die ganze Artillerie der
Bayern und Franzosen den Zug durch die brennende
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