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Weil Fuͤrst Schwarzenberg sich nach dem Groß—
herzogthum Warschau zuruͤckgezogen hatte, ward er zwei—
felhaft, ob der äußerst bedeutende Punct Minsk fort-
dauernd behauptet werden kodnne. Es waren Vorräthe
aller Art in dieser Stadt angehäuft, denn Kaiser Napo-
leon hatte Minök, wie Smolensk, zu einer der Haupt-
Niederlagen aller Heeresbedürfnisse zwischen Wilna und
Moskau bestimmt gehabt. Ein Heer hinter der Berec-
zina konnte sich wohl einen ganzen Winter aus jenen
Vorräthen erhalten. So rechnete auch Napoleon,
als sein Hauptheer den Rückzug von Moskau angetre-
ten. Minsk mußte daher zu jedem Preise behauptet
werden. Wie sollte dieß nun aber geschehen? Die Trup-
pen-Abtheilungen zum Schutz von Minsk nahmen täg-
lich ab, während die russischen täglich Verstärkungen an
sich zogen. Schon war die Moldau-Armee mit dem rusf-
sischen Heer unter General Tormassow vereiniget;
und sobald Schwarzenberg nach Gallicien zurückzog,
konnte sich wieder ein mächtiger Heerhaufe der Russen
in Volhynien sammeln. Nichts leichter itzt, als im Ru-
cken der napoleonischen Hauptmacht Minsk und die Ue-
bergänge der Bereczina zu besetzen. Um so ausführba-
rer ward dieß , weil der Gouverneur von Minsk die
Größe der Gefahr selber erkannte, und doch Manches zu
thun unterließ, was wenigstens für einige Zeit die ihm
anvertraute Stadt erhalten konnte. Er hätte das über
Cholopeniczi nach Bobr dem Hauptheere zuziehende Ar-
meecorps, oder die in Wilna angekommene Oiovision Loi-
son herbeirufen, er hätte mit Reconvalescenten und
Recruten, die dem Hauptheer nachzogen, die Besatzung
verstärken können. Alle diese verschiedenen Truppen zu-
sammengenommen, würden ein Heer von mehr den 30