Full text: Kriegsgeschichte von Bayern unter König Maximilian Joseph I. - Zeitraum vom Jahre 1810 bis zum Schluße der Belagerung von Thorn ( April 1813 ). (3)

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bald seine Vereinigung zu machen hoffte, als ein neuer 
Befehl (aus Setlitsche vom 5. Decembers, siehe Bei- 
lage 17) des Fürsten Neuschatel (um 1 Uhr Mor- 
gens) eintraf. Dieser so wie die übereinstimmenden Er- 
zählungen mehrerer tausende von heranströmenden unbe- 
waffneten franzbsischen Soldaten, lüfteten schon jetzt den 
Schleper, welcher noch immer den Zustand der Haupt- 
Armee verborgen gehalten. Bald blieb kein Zweifel 
mehr, das ganze franzbsische große Heer sei völlig auf- 
geldßt, aller Selbstvertheidigung unfähig. Einen ganzen 
Tag (3. Decembers) währte der Durchzug einer zahl- 
losen, unbewaffneter, theilweise in Lumpen gehüllter 
Soldaten-Menge, die bald wüsten Räuberschwärmen, 
bald umherwandelnden Gespenstern glichen. Der Ein- 
druck dieses unerwarteten, entsetzenvollen Schauspiels 
war für Wrede's Kriegsvolk über alle Beschreibung 
erschütternd. Eben dieß Kriegsvolk hatte noch kurz vor- 
her geglaubt, eine Vereinigung mit dem napoleonischen 
Hauptheer müsse allen bisherigen Entbehrungen ein Ende 
machen und zu neuen Siegen führen. 
Auch die Russen hatten sich über Dolghinow dem 
Puncte Wileika bis auf zwei Stunden genähert. Gene- 
ral Wrede hatte dagegen eine starke Abtheilung nach 
Kourjenets abgeschickt, um den Feind zu erkennen; den 
General Grafen Beckers mit 3 hundert Bayern nach 
Narocz gesandt, die dortige Brücke zu besetzen, und zu 
verhindern, daß die Russen nicht die linke Flanke des Söten 
Armeecorps beunruhigten. — Achtzehn Couriere nach 
einander, welche bisher, wegen unterbrochener Verbin- 
dung, an Fortsetzung ihres Weges verhindert waren, 
eilten jetzt, begleitet von bayerischen Reitern über Wi- 
leika in das kaiserlich franzbsische Hauptgelager.
	        
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