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verhaͤngnißvollen Fluß anzutreten. Nachdem er sich mit
seinem Heertheil mit den Waffen in der Faust den Weg
uͤber die schon wankende Bruͤcke und uͤber einen Haufen
Lebender und Todter gebahnt hatte, wurden beide Bruͤcken
mit allem, was eben darauf befindlich war, den Flammen
übergeben. Alles noch auf dem andern Ufer stehende Ge-
schütz, sämmtliches Gepäck und viele tausend Unglückliche
blieben der Willkühr des nachrückenden Feindes, der Ver-
zweiflung und dem fürchterlichsten Tode preisgegeben.
Die weite Ebene um Weselewo war mit Menschen und
Fuhrwerk bedeckt, das Letztere theils umgestürzt, theils
in einander verwickelt, unfähig zu jeder weiteren Bewe-
gung. Vorzuglich war es der ungeheure Menschen-
schwarm und Troß, welcher dem Heere nach Moskau ge-
folgt und nun am Uebergange über die Bereczina verhin-
dert war, welcher das gräßlichste Schauspiel menschlichen
Elendes darbot. Zahllose jener Unglücklichen hatten fru-
her schon den Tod in der mannigfaltigsten Gestalt empfan-
gen, Tausende ihn in den Qualen des Hungers, im fürch-
terlichen Frost, in der verschiedenartigsten Verstümme-
lung gefunden. Jetzt erschien endlich der längst gefürch-
tete Gegner und bald strichen dessen Kugeln durch die
Haufen der Zusammengedrängten. Tausend wehrlose
Menschen wurden hier getbdtet, fürchterlich verstümmelt,
oder in eine Gefangenschaft geschleppt, neben welcher der
Tod wünschenswerther wurde. Noch bis jetzt ist man
nicht im Stande, genau die Zahl derer anzugeben, welche
an jenem Tag, oder als Folge desselben, dem Tod
lberliefert wurden. Die Russen behaupten, es wären 10
tausend Menschen da getödtet. Sie mogen wohl nicht
übertreiben.