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Dieß waren die Begebenheiten, welche man zusam-
men die Schlacht der Bereczina nennt. Von diesem Zeit-
puncte an darf man rechnen, daß das Heer Napoleons
gänzlich aufgelößt war. Die verschiedenen Abtheilungen
des Heeres hatten bis an die Bereczing noch einen
Schatten von Ordnung, von Zusammecnhang unter sich
und damit einige Kraft zum Widerstaude behalten. Das
Alles war nun nach dem Uebergange über den feindlichen
Strom verschwunden. Von nun an trieb das einst furchr-
bare Heer, größtentheils unbewaffnet, aufgelb#t in Ban-
den ohne Gehorsam, auf der großen Heerstraße gegen
Wilna zu.
In der Nacht vom 238. Novembers kam der unge-
heuere Zug der Menschen in die Umgegend von Zembin
und lagerte dort, ohne Holz, ohne Lebensmittel, auf dem
mit Eis und Schnee bedeckten Boden. Der Marschall
Victor führte den Nachtrab. Am 20. Novembers
dehnte sich das Heer zwischen Zembin und Pleszczenitzy;
Napoleonus Hauptgelager war zu Kamen. An diesen
Tag begann auch Admiral Tschitschagof seine Bewe-
gungen, dessen Vortrab unter Tschaplitz den fliehenden
Franzosen folgte. Schon am 2. Decembers erreichte die
Spitze des franzdsischen Heeres den Punct Molodeczno,
auf der großen Straße von Minsk nach Wilna. Nape-
leon verweilte hier den folgenden Tag, um die noch be-
waffneten Franzosen, so gut es ging, den noch in Reih-
und Glied stehenden Garden, und sehr geschwächten Ite#n
und Oten Armeecorps einzuverleiben.
Der russische Oberfeldhderr Kutusow, der mit dem
Hauptheere, (20. Novembers) bei Kopis über den Onie-
per nach Staroselin, am 27. nach Krugloe, am 28. nach
Chomry gezogen war, erfuhr hier, daß die Vorwachten