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In der Nacht (vom 8. zum 9. Decembers) kam aus
Wilna ein Befehl des Fuͤrsten von Neuschatel, die
bisherige Stellung ungesaͤumt zu verlassen, nach Rukoni
zu ziehen und dort die Nachhut des ganzen napoleoni-
schen Heeres zu übernehmen.“) (S. Beilage 21.)
Also noch in der Nacht, gleich nach Eintreffen des
Befehls setzte sich der Heerhaufen wieder in Bewegung.
Durch tiefen Schnee, auf kleinen Seitenwegen kam man
in der Morgenfrühe nach Rukoni (0. Decembers). Durch
diesen Marsch aber wurde die von Slobodka über Kenna
nach Wilna führende Straße gänzlich dem Feinde preis-
gegeben, und schon zeigten sich auf derselben wirklich starke
russische Abtheilungen. General Wrede, besorgt für seine
Verbindungen, zeigte alles dies dem Fürsten Neuscha-
tel mit dem Bemerken an, von Wilna aus moge man
eine hinlänglich starke Macht absenden, um dem zurück-
ziehenden Heere den Weg dahin zu bahnen und offen zu
erhalten. Dies blieb aber ohne den mindesten Erfolg.
Kaum war man bei Rukoni angekommen, zeigten sich schon
bedeutende Kosakenabtheilungen. Die bayerischen Vorwach-
ten wurden ununterbrochen von den Russen geneckt. Weil
nun aber die letzten Franzosen auf ihrem Rückzuge von den
Bereczina-Ufern vor dem Armcecorps vorübergezogen waren,
*) Da der General Wrede schon bei Kenna alle bisher ihm
untergeordneten franzosischen Abtheilungen aufgelößt sah und
es für unmoglich hielt, daß sein kleines Heer noch länger
die mit sich führenden drei Batterien werde beschüten bon-
nen, so gab er dem Oberstlieutenant Baron Zoller Be-
fehl, mit 15 Stücken Geschütz unverweilt nach Wilna zu zie-
hen, woselbst er noch am nämlichen Tag eintraf. General
Wrede aber behielt nur 3 Kanonen bei sich, welche der
xArtillerie-Oberlieutenant Klier befehligte.