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brach auch Wrede zum Schutze der Fliehenden auf. Es
zog die aus Westphalen und Hessen bestehende Brigade
Coutard rechter Hand, die bayerische Iste Division lin-
ker Hand der großen Heerstraße in geschlossenen Haufen;
zwischen denselben auf der Straße selbst fuhren die drei
bayerischen Kanonen an der Prolonge hin. Die 2te baye-
rische Division schloß als Nachtrab das Ganze ).
Die Kälte stieg fortwährend. Die Landstraße war
mit Leichnamen aller Art, mit stehengebliebenem Fuhrwerk
bedeckt; aus den rauchenden oder schon in Flammen ste-
henden Häusern längs der Straße scholl das Angstgeschrei
der Verbrennenden, das Gestöhne der Sterbenden. Man-
gel an Kräften machte vielen unmdglich, dem schrecklich-
sten Tode zu entgehen. Und doch alle diese Scenen des
Entsetzens, die grimmige Kälte, der Mangel an Lebens-
mitteln, nichts erschütterte den Muth der wenigen Bapyern,
Hessen und Wesiphalen. Wrede selbst ermunterte und
belebte durch sein Beispiel, durch sein Wort, durch Er-
tragung jedes Ungemachs die braven Schaaren, welche,
als wären sie ein sichrer Raub, von den Schwärmen der
Kosaken stets umflattert waren. Wagten sich diese zuwei-
len zu nahe, wurden sie mit Geschütz und Kleingewehrfeuer
kräftig aus einander gesprengt. Die russische Reiterei
konnte keine ausgezeichneten Vortheile über ein Fußvolk
erringen, welches auf dem Erercierplatz zu seyn schien
*) Die Franzosen und Polen unter Oberst Amour hatten sich
ganzlich, die französische Reiterei bis auf wenige Mann auf-
geloßt. Was von letzteren noch da war, zog mit den baye-
rischen Chevauxlegers= Abtheilungen Berg und Grimm-
eisen (der bayerischen Regimenter Nr. 5, 5 und 0), an der
Spite des Heertheils.