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heftigen Kugelregen, daß sie, wollte sie nicht ganz aufge-
rieben werden, ihren Marsch schnell fortsetzen mußte.
Nun erkannte die Division Lamotte, daß an Vereini-
gung mit ihren tapfern Waffengefährten vor der Hand
nicht zu denken sey. Denn während letztere auf der gro-
Hen Straße fortzog, mußte sich jene erst durch drei Fuß
tiefen Schnee Bahn brechen, konnte daher mit der an-
dern Division unmbglich gleiche Hôhe halten. Bald hat-
ten sich überdies zahlreiche russische Reiterhaufen zwischen
beide Divissonen geworfen. General Lamotte beschloß
daher von jetzt an selbstständig zu handeln. Schon war
sein Häuflein noch mehr zusammengeschmolzen. Um die
entstandenen Lücken auszufüllen, ergriffen die meisten Of-
ficiere, gleich den gemeinen Soldaten, die weggerorfe-
nen Gewehre; denn sie zogen es vor, mit den Wassen
in der Hand unterzugehen, als sich der Gefangenschaft
zu überliefern. Der Frost wirkte furchtbar. Mit Eis
waren Lauf und Batterie der Gewehre überzogen. Kaum
brachte der Soldat die entblößte Hand an Ladstock oder
Gewehr, war sie schon erfroren. Und doch vertheidigte
sich die kleine Bayern-Abtheilung bis zur einbrechenden
Nacht gegen die überlegene feindliche Menge ungeregelter
Reiterei. Kaum glaublich würde diese Thatsache scheinen,
wenn nicht spätere Kriegsereignisse dargethan hätten, daß
ein wohlgeubtes, gutge führtes Fußvolk nur selten von
einer noch so muthigen Reiterei besiegt werden könne.
Vorzüglich aber dußerten bei jener Gelegenheit die Pferde
der Kosacken eine unuberwindliche Scheu vor dem kleinen
Gewehrfeuer. Der russische Reiter konnte sein Roß nicht
an die feindlichen Linien heranbringen.
So erreichte die ermudete Division der Bayern, nach
schweren Anstrengungen einen Wald; und weil derselbe