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das Zte leichte Bataillon bildete den Ruͤckhalt auf dem
Markt der Stadt und hatte die beiden dort aufgefahre-
neu Geschütz-Stücke zu beschirmen. Einige Geschwader
feindlicher Reiterei, Dragoner, Husaren und Kosaken,
es mochten etwa 250 bis 280 Mann seyn, sprengten
ohne das es bemerbt ward, weil die Straße viele Krum-
mungen machte und die aufgeworfenen Gräben die freie
Aussicht hemmten, gegen die schwach besetzte Brücke an.
Zwar leistete die bayerische Vorwacht wirksamen Wider-
stand; sieben Russen wurden von den Pferden herunter
geschossen. Der Feind aber, ein Theil von den leichten
Truppen des Generallientenants Winzingerode, ach-
tete seines Verlustes nicht, ritt die wenigen Bayern
nieder, sprengte über die Brücke und in die Stadt hi-
nein auf den Marktplatz. Im schnellsten Laufe flogen
die Russen vor dem bayerischen Geschütz vorüber, um
der Wirkung desselben zu entgehen. Weil sie aber das
Innere der Stadt nicht kannten, sahen sie sich in einem
Sack und mußten zurückeilen, von wannen sie gekommen
waren. Die Fliehenden erhielten nun die volle Ladung
vom Geschütz und kleinen Gewehrfeuer in einer Entfer-
nung von höchstens fünfzig Schrirten. Bald zählten die,
welche ihren schleunigen Rückzug nicht mehr über die
Brücke, sondern auf dem linken Muldeufer zu machen
wagten, 15 Todte und 2 verwundete Offiziere; 10 Ge-
meine blieben in den Händen der Bayern, sowie 40 bis
50 verwundet waren. Unter den verwundeten Offizieren
war der Oberste Geisenheim, welcher noch am Abend
an den Oberstlieutenant Hertling in Colditz die Bitte
stellte, ihm einen bayerischen Wundarzt zuzuschicken.
Hertling willfahrte dem Gesuch, obgleich er von sei-
nen Feinden durch den Antrag beleidiget worden war,