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Kaiser Alexander dagegen befahl seinen Heeren,
ohne Kampf, hinter die Duͤna und zwar gegen Drissa
zuruͤckzugehen; erklaͤrte diesen Krieg in seinem Reiche zu
einen Religionskrieg, und daß er sein Schwert nicht nie—
derlegen werde, bis der letzte seiner Feinde den russischen
Boden verlassen haben werde (25. Juni).
Waͤhrend dieser Ruf des Monarchen ganz Rußland
bewegte, ließ Napoleon Wilna befestigen, als kuͤnf—
tige Hauptniederlage von Waffen und Lebensmitteln.
Die Stadt liegt an der Wilia, die von hier bis Kowno
schiffbar ist, und von da aus bis Koͤnigsberg Verbindung
auf dem Wasser haben kann. Auf dem rechten Ufer
der Wilia wurde vor Wilna ein verschanztes Lager auf—
geführt. Der dort mit Wall und Graben umgebene alte
Mallast der Jagellonen mußte zur Ciradelle dienen. Zwei
Joch= und drei Schiffbrücken verknüpften beide Ufer
des Flusses. Auch Kowno, als Ausschiffungs= und
Niederlagsort ward mit Erdwerken umzogen.
Das genngte dem staatsklugen Sieger nicht. Fester
im neuen Gebiet zu fußen, gab er der Provinz Litthauen
(1. Juli) andere Gestalt; eigene Regierung in der Haupt-
stadt Wilna; den vier Landbezirken Wilna, Minks,
Grodno und Bialystock, Verwaltungen, Statthalter,
Nationalgarden. Die erste That der Regierung von Lit-
thauen ward Aufstellung von fünf Regimentern Reiterei.
Diese Erscheinungen regten den alten lange gebeug-
ten Stolz und Nationalsinn der Sarmaten auf. Die zu
Warschau versammelten Stände des Großherzogthums
hatten schon früher in Begeisterung ihre Sehnsucht nach
Wiederherstellung Polens ausgesprochen (28. Juni);
hatten die in russischen Diensten stehenden Polen zu den