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stung gerichteten Packet. Dem Ueberbringer ward ange-
deutet, daß auf jenem Puncte unwiderruflich jede Ver-
bindung mit den Belagerern auf Befehl des Gouverneurs
abgebrochen sei. Der gefangene Kosak wurde heute dem
General Langeron zurückgeschickt. Oie Nacht vom 15.
zum 15. März ging ungestört und ruhig vorüber.
Immer verminderte sich indessen die Zahl der Besa-
tzung. Schon zählten die Bayern an 600 Todte, wäh-
rend 31 Officiere und 1787 Mann in den verschiedenen
Krankenhäusern meist ohne Hoffnung der Genesung dar-
niederlagen.
Fühlbar ward auch schon der Mangel an Geld in
Bezug auf die ausserordentlichen Ausgaben. Der Gou-
verneur schritt daher zu strengen Maßregeln. Die Be-
wohner Thorns mußten die in den Magazinen aufge-
häuften Salzvorrärthe der polnischen Regierung, auch
das der Besatzung entbehrliche Getreide gegen baare Be-
zahlung kaufen. Die Besatzung erhielt nun bestimmte
Ueberzeugung, an baldigen Entsatz sei nicht mehr zu
denken. Siegreich traten zu jener Zeit die verbündeten
Heere den schwachen franzbsischen Heerestrümmern auf
allen entscheidenden Puncten entgegen.
Daher dachte man schon jetzt an Räumung einer Fe-
stung, welche wie Thorn so wenige Hülfsquellen zu einer
langen und ehrenreichen Vertheidigung darbot. Die Aus-
führung verschiedener in dieser Beziehung kühnen Vor-
schläge, fand ihre Schwierigkeiten. Doch wurden Schiffe
bereitet, um im unglücklichen Falle die ganze Besatzung
stromabwärts, obgleich vor den Kanonen der Feste Grau-
denz vorbei, nach Danzig zu führen.
Um 9 Uhr des 16. Mätzabends beschossen die Rus-
sen guf's Neue, vom linken Weichselufer, die Festung