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Grad gestiegen. Ohne Obdach, ohne Nahrungsmittel
mußte der Letzteren Loos endlich Verzweiflung seyn, wenn
General Maureillon den folgenlosen Widerstand noch
laͤnger fortsetzte.
Er hielt daher mit seinen Getreuen Rath; und als
einstimmig erkannt wurde, laͤngere Gegenwehr sey blos
dann noch Pflicht, wenn es der Belagerer abschlage,
daß die tapfere Besatzung ehrenvoll nach der Heimath
abziehe, ward endlich die weiße Fahne ausgesteckt,
(etwa gegen 12 Uhr Mittags den 15. April), und der
französische Oberstlieutenant La Roche in das feindliche
Hauptgelager abgesandt, um Uebergabs-Vorschläge zu
machen. Als La Roche gegen das rothe Haus vorritt,
fand er schon auf 50 Schritte von den Vorwachten der
Festung, die ersten Wachten der Russen. Nach einigem
Verweilen ward er auf die Flanke der feindlichen Bat-
terien geführt, um hier dem Chef des Generalstabes
vom russischen Heere, dem General Sabanieff, die
Bedingungen vorzutragen, unter welchen General Mau-
reillon Thorn zu übergeben gedenke. Als Hauptgrund-
satz ward von beiden unterhandelnden Theilen anerkannt,
daß das Wort kriegsgefangen in der abzuschließen-
den Uebergabs-Uebereinkunft nie ausgesprochen werde.
Vergebens war es jedoch, wenn der Oberstlieutenant
La Roche darauf bestehen wollte, daß die Besatzung
ihre Wassen, gleich wie die Besatzung von Pillau, bei-
behalten dürfe. General Sabanieff bestand hart-
näckig auf Auslieferung derselben. Nun beschränkte sich
La Roche darauf, den freien Abzug der Einwohner zu
verlangen. Als aber auch dieß verweigert ward, brach