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welchen Ludwig II. als der angesehenste Reichsfürst hatte, wurde nach
einer kaiserlosen, schrecklichen Zeit der thatkräftige und biedere Schweizer=
graf Rudolf von Habsburg zum deutschen König gewählt. Um
diese Zeit war das früher allen Großen und Edlen des Reichs zustehende
Recht der Königswahl auf sieben Kurfürsten übergegangemn. Da
Heinrich XIII. dem Neugewählten feind war, gerieten die beiden Brüder
in Streit und griffen zum Nachteile ihres Landes zu den Waffen.
Die letzten Jahre seiner Regierung verwendete Heinrich XIII. auf die
innere Ordnung seines Herzogtums. Ludwig II. erließ zur Her-
stellung der sehr gestörten Sicherheit strenge Landfriedensgesetze.
Wer unbefugt Waffen trug, das Messer zuckte oder einen Pfeil gegen
jemanden anlegte, dem wurde die Hand abgehauen; wer einen anderen
verwundete, oder ermordete, wurde enthauptet.
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Nach dem Tode Ludwigs des Strengen erhielt der jüngere seiner
beiden Söhne: Ludwig III., der Bayer, den größten Teil der vä-
terlichen Lande. Die niederbayrischen Prinzen') waren bei seinem Re-
gierungsantritt noch minderjährig; die Vormundschaft, sowie die Ver-
waltung ihrer Lande war ihm übertragen. Dies gefiel dem nieder-
bayrischen Adel nicht, und es begannen allerlei Unruhen; Bürger und
Edelleute plünderten und verheerten einander das Eigentum. Auf
Betreiben des Adels wollte Herzog Friedrich der Schöne von
OÖsterreich den Landfrieden durch Übernahme der Vormundschaft her-
stellen, allein der Bayernherzog gab seine Rechte nicht kurzweg auf
und es kam zum Krieg (1313), Die Osterreicher rüsteten ein mäch-
tiges Heer: der tapfere Wittelsbacher aber vertraute auf-Gott und
seine Bayern und zog ins Feld. Die raublustigen Scharen hatten
bereits Landshut geplündert, zogen nun auf München zu und schlugen
bei Gammelsdorf ihr Lager auf. Hinter Wald und Nebel ver-
borgen, lag Ludwig mit den Seinigen. Als die Sonne die Wolken
zerteilte, brach die Schlacht los: die österreichische Fahne wurde er-
obert, unaufhaltsam drangen die Bayern vor, der Feind wich in wil-
der Flucht unter Verluste vieler Toten und Gefangenen — der
glänzendste Sieg ward errungen. Ludwig überließ die reiche Beute
des feindlichen Lagers seinen treuen Mitkämpfern und geichnete die
tapferen Bürger von Landshut und Ingolstadt noch besonders aus.
Friedrich versprach, sich nicht mehr in die niederbayrischen Angelegen-
heiten mischen zu wollen, und nun war wieder Friede. Ganz Bayern
jubelte seinem siegreichen Herzoge entgegen, ganz Deutschland sprach
mit Verehrung von dem heldenmütigen Wittelsbacher.
Eben war derdeutsche Königsthron erledigt, und Ludwig wurde (1314)
in Frankfurt von der Mehrzahl der Kurfürsten zum deutschen König
*) Drei Enkel Heinrichs XIII.