Full text: Geschichte und Geographie des Königreichs Bayern.

— 15 — 
welchen Ludwig II. als der angesehenste Reichsfürst hatte, wurde nach 
einer kaiserlosen, schrecklichen Zeit der thatkräftige und biedere Schweizer= 
graf Rudolf von Habsburg zum deutschen König gewählt. Um 
diese Zeit war das früher allen Großen und Edlen des Reichs zustehende 
Recht der Königswahl auf sieben Kurfürsten übergegangemn. Da 
Heinrich XIII. dem Neugewählten feind war, gerieten die beiden Brüder 
in Streit und griffen zum Nachteile ihres Landes zu den Waffen. 
Die letzten Jahre seiner Regierung verwendete Heinrich XIII. auf die 
innere Ordnung seines Herzogtums. Ludwig II. erließ zur Her- 
stellung der sehr gestörten Sicherheit strenge Landfriedensgesetze. 
Wer unbefugt Waffen trug, das Messer zuckte oder einen Pfeil gegen 
jemanden anlegte, dem wurde die Hand abgehauen; wer einen anderen 
verwundete, oder ermordete, wurde enthauptet. 
8 
Nach dem Tode Ludwigs des Strengen erhielt der jüngere seiner 
beiden Söhne: Ludwig III., der Bayer, den größten Teil der vä- 
terlichen Lande. Die niederbayrischen Prinzen') waren bei seinem Re- 
gierungsantritt noch minderjährig; die Vormundschaft, sowie die Ver- 
waltung ihrer Lande war ihm übertragen. Dies gefiel dem nieder- 
bayrischen Adel nicht, und es begannen allerlei Unruhen; Bürger und 
Edelleute plünderten und verheerten einander das Eigentum. Auf 
Betreiben des Adels wollte Herzog Friedrich der Schöne von 
OÖsterreich den Landfrieden durch Übernahme der Vormundschaft her- 
stellen, allein der Bayernherzog gab seine Rechte nicht kurzweg auf 
und es kam zum Krieg (1313), Die Osterreicher rüsteten ein mäch- 
tiges Heer: der tapfere Wittelsbacher aber vertraute auf-Gott und 
seine Bayern und zog ins Feld. Die raublustigen Scharen hatten 
bereits Landshut geplündert, zogen nun auf München zu und schlugen 
bei Gammelsdorf ihr Lager auf. Hinter Wald und Nebel ver- 
borgen, lag Ludwig mit den Seinigen. Als die Sonne die Wolken 
zerteilte, brach die Schlacht los: die österreichische Fahne wurde er- 
obert, unaufhaltsam drangen die Bayern vor, der Feind wich in wil- 
der Flucht unter Verluste vieler Toten und Gefangenen — der 
glänzendste Sieg ward errungen. Ludwig überließ die reiche Beute 
des feindlichen Lagers seinen treuen Mitkämpfern und geichnete die 
tapferen Bürger von Landshut und Ingolstadt noch besonders aus. 
Friedrich versprach, sich nicht mehr in die niederbayrischen Angelegen- 
heiten mischen zu wollen, und nun war wieder Friede. Ganz Bayern 
jubelte seinem siegreichen Herzoge entgegen, ganz Deutschland sprach 
mit Verehrung von dem heldenmütigen Wittelsbacher. 
Eben war derdeutsche Königsthron erledigt, und Ludwig wurde (1314) 
in Frankfurt von der Mehrzahl der Kurfürsten zum deutschen König 
  
*) Drei Enkel Heinrichs XIII.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.