schließlich auch das Recht der Steuerverwaltung und der Mitberatung
über neue Gesetze, wie über Krieg und Frieden.
Für das Gerichtswesen wurden besondere Amtleute aufgestellt;
die alten Grafen= und Gaugerichte verschwanden; an ihre Stelle traten
vielfach mit dem 13. Jahrhundert die Femgerichte, welche an geweihten
Stätten unter freiem Himmel von „Wissenden“ abgehalten wurden
und eine geheime Rechtspflege übten.
Die Städte Bayerns“') kamen im Laufe des Mittelalters zu
hoher Blüte. Durch mächtige Mauern, Türme, Wälle und Gräben
geschützt, boten sie eine sichere Zuflucht. Hier siedelte der fleißige
Handwerker, wie der betriebsame Kaufmann sich an. Aber die Bürger
waren einander nicht gleichgestellt. Die Patricier führten als Nach-
kommen der ersten freien Stadtbewohner allein das Stadtregiment,
während die Schutzverwandten als angesiedelte Hörige, meist Handwerker,
davon ausgeschlossen waren, dennoch aber die Lasten allein zu tragen hatten.
Zu diesen gehörten die Fron= und Kriegsdienste, die Steuern 2c. Die Ge-
nossen der einzelnen Handwerke bildeten im 13. Jahrhundert Zünfte (Ge-
nossenschaften), die über Erlernung und Ausübung des Handwerks, so-
wie über Rechte und Pflichten ihrer Mitglieder besondere Vorschriften
vereinbarten. Die Zünfte strebten nach Gleichberechtigung mit den alt-
freien Geschlechtern, und nachdem sie diese errungen, war ein freier
Bürgerstand geschaffen, der die treueste Stütze des Fürsten bildete.
Diie Kirche bildete im Mittelalter eine bedeutende Macht. Ein
Leben ohne sie hielt der fromme Glaube dieser Zeit für unerträglich; des-
halb erschien auch Bann und Inderdikt so furchtbar. Segensreich wirkte
die Kirche dadurch, daß sie sich der Armen und Kranken annahm;
daneben aber wucherte Aberglaube und Wundersucht. Die große Menge
vermeinte das Seelenglück durch äußere Werke eher zu erwerben, als
durch innere Heiligung, und damit war die Christenheit abgelenkt von
den Wegen ihres Stifters. Im Gegensatz zu den reichen Klöstern
bildeten sich die Orden der Bettelmönche,“) die neben dem Gelübde
der Ehelosigkeit und des Gehorsams auch das der Armut verlangten,
der Volkspredigt, wie der Krankenpflege sich annahmen und ihren
Unterhalt durch milde Gaben fanden. Der Oberste eines Mönchzklosters
war der Abt, dem Nonnenkloster stand die Abtissin vor. In ihrer
Blütezeit waren die Klöster Zufluchtsstätten der verfolgten Unschuld, Her-
bergen der Armen und Schwachen und Vorbilder großer Entsagung. —
Mit dem Aufblühen der Städte erwachte auch das Bedürfnis all-
gemeiner Bildung. Bisher war der Unterricht fast ausschließlich
in den Händen der Geistlichkeit und diente vorwiegend kirchlichen
Zwecken. Neben den bestehenden Unterrichtsanstalten errichteten die
Bürger nunmehr Stadtschulen, an denen weltliche Lehrer wirkten. Die
*) Unter Otto von Wittelsbach kaum 10, Ende des Mittelalters mehr denn 100.
½P) Dominikaner, Franziskaner, Karmeliter, Augustiner.