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Schulbildung erstreckte sich jedoch fast nur auf die Knaben und bevor-
zugte die lateinische Sprache auf Kosten der deutschen. Besonderes
Verdienst dagegen erwarben sich die Mönche, die von Ort zu Ort
wanderten und bei ihrem Unterrichte sich besonders der vernachlässigten
Muttersprache annahmen. Die Wissenschaften wurden durch die gegrün-
deten Universitäten gefördert und die Beobachtungen der Naturforscher
dem Volke eher zugänglich denn früher. Schon im 14. Jahrhundert
benutzte man zum Schreiben nicht mehr das teure Pergament, sondern
das viel billigere aus gestampften Lumpen hergestellte Papier, von
dem ein Buch immerhin noch circa 10 M. kostete. Man hatte ferner
gelernt, ganze Seiten eines Buches in Holz einzuschneiden und so ab-
zudrucken; aber das war noch sehr mühselig, denn man brauchte zu
jeder Seite eine neue, geschnitzte Holztafel. Da kam ums Jahr 1440
Johann Gutenberg auf den Gedanken, die einzelnen Lautzeichen getrennt
in Buchenstäbchen') zu schneiden und sie umzugießen. Diese beweg-
lichen Lettern konnten nun beliebig zusammengefügt und vielfach ver-
wendet werden, und damit war die Buchdruckerkunst erfunden, und
eine billige Herstellung unterhaltender und belehrender Schriften für
jung und alt ermöglicht. Durch Herausgabe von Prachtwerken wurden
die Druckereien von Nürnberg, Augsburg und Regensburg bald berühmt.
Ebenso glänzten diese Städte durch die in ihnen entfaltete Baukunst.
An Stelle der alten, mit Fachwerk aus Holz und Lehm erbauten Häuser
traten würdigere aus Stein, versehen mit hohen Giebeln und Erkern;
der Rundbogen machte dem Spitzbogen Platz (gotischer Stil). Eine
bedeutende Umgestaltung erfuhr das Kriegswesen mit Einführung der
Feuerwaffen zu Ende des 14. Jahrhunderts. Bisher waren die Fürsten
von den Rittern abhängig, nachdem aber das Pulver bekannt war,
zogen ihre Krieger bald mit großen Handbüchsen aus, und mächtige
Geschosse sorgten für Verteidigung der eigenen und Zerstörung feind-
licher Burgen. Was half nunmehr Harnisch und Schild? — Das
jetzt mit Flinten bewaffnete Fußvolk, welches den Hauptbestandteil des
Heerbannes bildete, bestand meist aus Leuten, die gegen Sold, d. i.
Lohn, in den Dienst der Kriegführenden traten (Soldaten). Daneben
bildeten die waffengeübten Bürger der Städte und Märkte eine bür-
gerliche Landwehr zum Schutze für Fürst und Vaterland. Da die
entbehrlich gewordenen Ritter fast ausschließlich vom Kriege gelebt hatten,
verarmten sie jetzt, oder wurden zu Wegelagerern, die Tag und Nacht
an den Heerstraßen lauerten und die Kaufleute samt ihren Warenzügen
plünderten. Handel und Verkehr waren hierdurch gefährdet, blüh-
ten aber dennoch empor, obwohl manche Aus= und Einfuhrverbote und
die vielen Vorrechte einzelner Städte auch von nachteiligem Einfluß
waren. Da den Ccristen ein Kirchengebot das Zinsennehmen unter-
sagte, lagen die Geldgeschäfte in den Händen der Juden, welche von
*) Buchstaben.