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der bürgerlichen Gesellschaft getrennt leben mußten und nur gegen
Schutzgeld geduldet wurden. Haupthandelsorte unseres Vaterlandes
waren zur Zeit des Mittelalters Augsburg, Regensburg und Nürnberg.
Während unsere Vorfahren in alter Zeit nichts weiter kannten, als ihr
Heimatdorf und dessen nächste Umgebung hatten die Kreuzzüge, wie die
folgenreichen Erfindungen und Entdeckungen') die Aufmerksamkeit auf
entlegene Gegenden gelenkt. Zu den heimischen Erzeugnissen, die im
Haushalte verwendet wurden, kamen andere aus weiter Ferne, veraltete
Anschauungen wichen, neue Gedanken tauchten auf, und mit denselben
mußte auch die Zeit sich neu gestalten.
OC. Neuere Geschichte.
11.
Albrecht IV., der Weise, hatte für Bayern manche segensreiche
Einrichtungen getroffen und es wieder zu größerer Bedeutung erhoben.
Leider starb er schon 1508. Ihm folgte sein Sohn Wilhelm IV.
in der Regierung. Zu jener Zeit wurden viele Klagen laut über die
Mißbräuche in der Kirche, und ein vom Papste ausgeschriebener allge-
meiner Ablaß führte schließlich zu einer völligen Kirchentrennung. Der
Ablaß war früher bloß ein Nachlaß von äußeren Kirchenstrafen; aber
bald erteilten viele Priester, ohne Reue und Besserung zu verlangen,
die Vergebung der Sünden für Geld. Das ungebildete Volk meinte
durch Kauf eines Ablaßzettels den Himmel zu erwerben und wurde in
diesem Glanben durch das Vorgehen mancher Ablaßprediger noch be-
stärkt. So pries der Dominikaner Tetzel seine Zettel wie eine Ware
an und verkaufte Ablaß für alle Sünden. Darüber war der Augu-
stinermönch Dr. Martin Luther zu Wittenberg empört und erklärte
öffentlich (1517), daß es weder dem Papst noch einem anderen zustehe,
Sündenvergebung gegen Geld zu erteilen. Es entstand nun großer
Streit; Luther sollte in Augsburg vor einem pöäpstlichen Gesandten
widerrufen, weigerte sich aber jederzeit, dies zu thun und wurde des-
halb mit dem Banne belegt. Aber der Reformator verbrannte die
Bannbulle öffentlich (1520) und sagte sich damit vom Papste los.
Auf dem Reichstage zu Speyer faßten die katholischen Stände einen
Beschluß, welcher die Ausbreitung der Lehren Luthers verbot. Die
Anhänger des Reformators protestierten dagegen und erhielten deshalb
den Namen Protestanten. Um eine Einigung herbeizuführen, er-
schien Kaiser Karl V. selbst auf dem Reichstage zu Augsburg (1530)
und nahm eine Schrift entgegen, in welcher die Lehrsätze der Prote-
stanten zusammengestellt waren („Augsburger Konfession“). Der Reichs-
tag verlangte von den Lutheranern unbedingte Rückkehr zur alten
Kirche, und die Einigung kam nicht zustande. Auch in Bayern hatte die
*) Amerika; Seeweg nach Ostindien.