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Morden, Plündern und Brandschatzen furchtbares Elend über unser
Vaterland gebracht. Anstatt der hübschen Städte und Dörfer sah man
fast allenthalben nur Trümmerhaufen in Schutt und Asche; blühende
Gegenden waren zu traurigen Einöden geworden. Schwert und Feuer,
Hungersnot und. Pest hatten zwei Dritteile der Bevölkerung hinweg-
gerafft, überall lagen Leichen umher, an denen Wölfe, Hunde und
Krähen fraßen. Dem Landmann fehlte das Vieh, um seinen Pflug
zu bespannen, die Werkstätten standen still, und der Handel lag ganz
danieder. Die Kirchen waren geschändet, die Schulen verwahrlost,
Zucht und Sitte der Roheit und Lasterhaftigkeit gewichen. Entlassene
Soldaten zogen bettelnd und stehlend umher; an allen Straßen lauerten
Wegelagerer und überfielen die Vorüberziehenden.
Solch namenlosem Elend konnte Maximilian mit dem besten Willen
nicht sofort steuern. Wenige hatten gleich ihm alle die Drangsale
überlebt. Zum Greis gealtert, beschloß er seine thatenreiche Laufbahn
zu Ingolstadt (1651).
12.
Segensreiche Jahre des Friedens, in denen das Land sich er-
holte, kehrten für Bayern unter Ferdinand Maria zurück, der aus
wahrer Liebe zu seinem Volke die Kaiserkrone ausschlug, um ausschließlich
für seine Unterthanen sorgen zu können.) Nach seinem Ableben bestieg
(1679) sein ältester Sohn Marimilian II. Emanuel, den bayerischen
Thron. Als Verbündeter Osterreichs unterstützte dieser den Kaiser
Leopold gegen die Türken, half Wien befreien und eroberte die
Festung Belgrad; opferte dabei aber Gut und Blut seines Landes.)
Noch bluteten die im Osten geholten Wunden des Volks, da begann
ein neuer Kampf im Westen. Der ländergierige Franzosenkönig Ludwig
XIV. trachtete nach dem Besitze der Pfalz, begann einen Raubkrieg
gegen Deutschland (1689) und ließ das schöne Rheinland durch seine
Truppen plündern und verwüsten. Maximilian erwarb als Oberfeld-
herr des Reichsheeres durch manche That am Rheine sich und seinem
Vaterlande Ruhm; die Franzosen mußten weichen, und der tapfere
Kurfürst von Bayern ward vom König von Spanien zum Statthalter
der Niederlande ernannt. Als solcher entfaltete er inmitten des
verschwenderischen Hoflebens zu Brüssel eine Prachtliebe, die ungeheure
Summen forderte. Das Geld wanderte von Bayern aus, und die
Armut zog dafür ein. Dazu kam ein neuer Krieg, der die alten Übel.
vermehrte. Frankreich und Osterreich stritten sich um den spanischen
Thron, und Max Emanuel trat zum Verhängnis seines eigenen
Landes auf Frankreichs Seite, alle anderen deutschen Fürsten standen
auf Seite des Kaisers. „Prinz Eugen, der edle Ritter“ von Savoyen
*) Er begann den Bau Nymphenburgs.
*#) 30 000 Bayern und 30 Miliono Gulden waren verloren.