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Winter von einem Einsiedler oder Handwerksmann Schule gehalten
wurde. Max brachte das Schulwesen in ganz Bayern zum Aufblühen;
er gründete in München neben einem Theater und Opernhaus eine
Maler-, Zeichen= und Bildhauerschule und wandte den größten Teil
des Vermögens der Jesuiten, deren Orden 1773 aufgehoben wurde,
den höheren Anstalten zu. Am sieben jährigen Kriege, den Fried-
rich II. mit Maria Theresia führte, nahm Max keinen wesentlichen
Anteil. Unbeschreiblich war der Jammer, als der vielgeliebte Kurfürst
verschied (1777). Schon während seiner Krankheit kamen täglich
Boten nach München, um sich nach dem Befinden des teuren Landes-
vaters zu erkundigen; als aber die Trauerkunde das Land durch-
flog, sah man Thränen in aller Augen, jedes Geschäft feierte, jede
Lustbarkeit verstummte, jedes Bayernherz war tief betrübt. —
14.
Da mit Max dem Guten die bayrisch-wittelsbachische Linie erlosch,
so kam das Land nun an den Kurfürsten Karl Theodor von der
Pfalz, und damit war diese wieder mit Bayern vereinigt
(1777). Die pfälzischen Kurfürsten begünstigten die Einführung der
Reformation; den Anfang hierzu machte Amberg, die Hauptstadt der
Oberpfalz. Karl Theodor, unter dessen Regierung die Pfalz ihr „gol-
denes Zeitalter“ hatte, starb kinderlos (1799), und nun kam Kurfalz-
Bayern an Maximilian Joseph IV. Mit endlosem Jubel begrüß-
ten die Bayern ihren neuen Fürsten, beie Lesen Regierungsantritt die
Rheinpfalz von den Franzosen und die Oberpfalz von den Osterreichern
besetzt war. Die französische Republik lag um jene Zeit im Kampf
mit Osterreich und Rußland. Da Osterreich um eines Waffenstillstan-
des willen die Rheinlande preisgab (1801), so schloß Bayern einen be-
sonderen Vertrag mit Frankreich und erhielt (1803) als Ersatz für die
abgetretenen Besitzungen am linken Rheinufer mehrere reichsunmittel-
bare Gebiete innerhalb des eigenen Landes: die Hochstifte Würzburg,
Bamberg, Augsburg, einen Teil von Eichstädt und Passau; 12 Abteien,
darunter Kempten, Ebrach, Kaisheim, Ottobeuern; 15 Reichsstädte,
darunter Dinkelsbühl, Kaufbeuern, Memmingen, Nördlingen, Rothen=
burg, Schweinfurt, Ulm, Weißenburg, Windsheim u. a. Nachdem Bayern
durch diese Gebietserwerbungen bedeutend vergrößert war, ging der
Kurfürst daran, die innere Verwaltung seines Landes zu ordnen. Er
verbannte allen religiösen Haß und forderte friedliebende Duldsamkeit,
indem er den Protestanten wie den Katholiken freie Ansässigmachung
und die gleichen bürgerlichen Rechte zusicherte. Durch Aufhebung der
Leibeigenschaft und Einführung gleicher Steuerpflicht ohne Standesunter-
schied wurde die Landwirtschaft gefördert; daneben blühten durch
Erlaß einer neuen Zollordnung Handel und Gewerbe, und eine tüchtige
Landespolizei sorgte für die Sicherheit des Eigentums. Das alte
Werbewesen wurde abgeschafft und die allgemeine Wehrpflicht