— 32 —
Reiches zu, hinter ihm her die feindlichen Heere. Unter heftigem Schnee-
gestöber nahm ein bayerisches Regiment Bar fur Aube und schon im
März 1814 zogen die Verbündeten in Paris ein. Napoleon mußte
der Krone Frankreichs entsagen und sich mit der Insel Elba begnügen,
Frankreich aber alle seit 1792 in Besitz genommenen Länder heraus-
geben. Während die Verbündeten zu Wien über die Teilung derselben
verhandelten, war Napoleon von Elba entwichen und wiederum
Herrscher über Frankreich geworden. Die Schlacht bei Waterloo
führte (1815) seinen abermaligen Sturz herbei; er wurde auf die Fel-
seninsel St. Helena verbannt und starb dort sechs Jahre darauf
im Unfrieden mit sich selbst und mit der Welt. «
Infolge eines Vertrages trat Bayern Tyrol, Vorarlberg, Salzburg u.
das Innviertel an Osterreich ab (1816) und erhielt dafür Würzburg,)
Aschaffenburg und die Rheinpfalz. Neben dieser war nunmehr
Schwaben und Franken mit Bayern vereinigt, und unser Vaterland hatte
somit seine gegenwärtige Gestalt. Noch im gleichen Jahre schloß sich Mar I.
dem deutschen Bunde an, den die Fürsten und freien Städte zum
Schutze ihrer Unabhängigkeit geschlossen hatten. Durch treffliche Be-
stimmungen wurden auch die inneren Verhältnisse des Landes umgestaltet
und besonders infolge durchgreifender Verbesserung des gesamten Schul-
wesens für eine zeitgemäße Volksbildung treulich gesorgt (Verlegung
der Universität Ingolstadt nach Landshut. Begründung der Lehrer-
seminare. Einführung der Feiertagsschulen.). Eine Verordnung v. J.
1818 sicherte den Gemeinden eigene Verwaltung ihres Ver-
mögens, freie Wahl ihrer Behörden und selbständige Besorgung ihrer
Angelegenheiten zu, und kurz darauf lam 26. Mai 1818) schenkte
der gute König seinem Volke aus freiem Entschlusse eine den Landes-
verhältnissen angemessene Verfassung, welche den Unterthanen Freiheit
des Gewissens und Gleichheit vor dem Gesetze verbürgt. Gemäß der
Verfassung ist Bayern eine erbliche Monarchie mit einer vom Volke ge-
wählten Ständeversammlung, welche an der Gesetzgebung und Besteuerung
mitzuwirken hat. Der König ist das Oberhaupt des Staates
und vertraut die Ausübung seiner Macht Ministern, die für den rechten
Gebrauch derselben verantwortlich sind. Unsere Pflicht ist es, das Wohl.
des Vaterlandes nach Kräften fördern zu helfen, treu dem König und
gehorsam dem Gesetze. — König Max, der seinem Lande so viel des
Guten erwies, suchte seine Freude nur in dem Glück, und seinen Ruhm.
nur in der Liebe seines Volkes. Mit welcher Verehrung seine Bayern
an ihm hingen, zeigte die tiefe Trauer über das (am 13. Oktober 1825)
*) Das Hochstift Würzburg hatte durch den 1524 in Franken ausgebrochenen
Bauernkrieg viel zu leiten. 106 Ortschaften und 26 Klöster gingen in Flammen
auf. Bischof Julius Echter v. Mespelbrunn gründete 1576 das nach ihm
benannte, großartige Hospital und 1582 die Universität. Unter seinem zweiten
Nachfolger begannen 1627 im Hochstift die Herenprozesse und fielen iu 2 Jahren
219 Personen einem furchtbaren Wahne zum Opfer. «