Full text: Vorgeschichte des Waffenstillstandes.

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darum, ob der Verzweiflungskampf aufgenommen werden muß, so können wir auch auf 
die Ukraine verzichten und werden dann versuchen, durch Schmuggel unsere Bestände 
zu vermehren. 
General Ludendorff: Ich weise nochmals darauf hin, daß jetzt aus den Ostgebieten 
ungefähr eine Million Menschen ernährt werden, die wir dann selbst mit verpflegen 
müßten. 
Staatssekretär von Waldow: Dann müßte mir zuvor angegeben werden, welche 
Verpflegungssätze, welche Quantitäten in Frage kommen. « 
General Ludendorff: Ich werde den Generalquartiermeister veranlassen, die 
Frage mit Ihnen einwandfrei zu klären. Uns hat das Kriegsernährungsamt wiederholt 
gesagt, wir müßten die Ukraine halten. Darüber muß einwandfrei Klarheit herrschen. 
Brauchen wir die Ukraine nicht, um zu leben, so handelt es sich nur um so viele 
Truppen, um die Gefahr des Bolschewismus von den Grenzen zu halten. 
Staatssekretär von Waldow: Als ich die Notwendigkeit der Ukraine bejahte, 
war die Lage eine ganz andere. 
General Ludendorff: Wenn wir die Ukraine aufgeben, kommt unsere Viehwirt- 
schaft zum Erlahmen. Die Frage ist aber nicht so eilig. Es rollen Truppen von Oster- 
reich nach Rumänien auch aus der Ukraine. Es müssen nur grundsätzlich klare Ent- 
schlüsse gefaßt werden. 
Unterstaatssekretär Göppert: Ein Kommissar aus Kiew, den ich vor einer 
Stunde gesprochen habe, bestätigte mir, daß eine Hoffnung, größere Mengen Getreide 
in diesem Winter aus der Ukraine herauszubekommen, nicht besteht. Auch die Preise 
werden das verhindern. Man zahlt jetzt schon 3000 Rubel fr. Auch die 
Menge der anderen Lebensmittel ist nicht so groß, daß sie für die Ernährung des deutschen 
Volkes wesentlich in Betracht käme. Dagegen herrscht die Uberzeugung, daß das Jurück- 
ziehen der deutschen Truppen sofort das Aufflammen des Bolschewismus mit allen seinen 
Folgen nach sich ziehen würde. Der Kristallisationspunkt für eine Beruhigung der 
russischen Girung würde verschwinden, ganz Rußland wäre dem Bolschewismus aus- 
geliefert, unsere Anknüpfungen in Südrußland zerreißen. Das muß doch auch erwogen 
werden. « 
Der Reichskanzler: Das Auswärtige Amt hat Schritte getan, um aus Rumänien 
zu sichern, aber es ist möglich, daß Rumänien vorzieht, unsere Jerschmetterung abzu. 
warten. Will man Rumänien im Notfall zwingen? 
General Ludendorff: Mit dem Auswärtigen Amt haben wir die Gefahr erkannt 
und ihre Haltung erörtert. Am 10. Oktober schlugen wir vor, Rumänien gemeinsam 
mit Osterreich zu zwingen. Österreich wollte nicht. An sich hatten wir genug Truppen, 
einige kommen langsam aus Ungarn heran, dazu zwei Divisionen Österreicher und eine 
Kavalleriedivision aus der Ukraine, die General von Arz herangezogen hat. Die 
rumänische Armee allein wird nicht losschlagen, nur wenn Ententetruppen in größerer 
Bahl zu ihr stoßen. Solche Truppenbewegungen sind jetzt im Gange. Eine wird jetzt 
über Nisch in Richtung auf Belgrad angesetzt, eine andere, wie es scheint, über die 
Marizza-Mündung gegen Konstantinopel. Soweit ich die Lage nach den eingegangenen 
Nachrichten überhaupt einschätzen kann, ist für die nächste Woche nichts zu besorgen. 
Der Reichskanzler: Ich bitte das Auswärtige Amt sich dazu zu äußern.
	        
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