Full text: Das öffentliche Recht der Gegenwart. Band V. Das Staatsrecht des Großherzogtums Baden. (5)

318 Die innere Verwaltung. Das Gesundheitswesen. 8 103 
  
fungswesen der Nahrungsmittelchemiker im Verordnungswege getroffen worden 1). 
Die landesrechtliche Regelung der früher in Baden bereits eingehend geordneten 
Fleischbeschau befaßt sich auf dem ihr durch das RG. v. 3. Juni 1900 noch über- 
lassenen Gebiet vor allem mit der Verwendung und dem Vertrieb von minderwertigem 
(nicht bankwürdigem aber doch zum Genuß von Menschen tauglichen) Fleisch 2). Die 
Einführung der obligatorischen Trichinenschau sowie die Bestimmung einer aberma- 
ligen Besichtigung des zum öffentlichen Verkauf gelangenden Fleisches in den Orten 
mit öffentlichen Schlachthäusern ist der ortspolizeilichen Vorschrift überlassen 2). 
3. Eingehende Verordnungen, teils in Anlehnung an die einschlagende Reichs- 
gesetzgebung, teils auf den gesetzlichen Ermächtigungen des PStrB. beruhend 4), 
bestimmen die gegen die Verbreitung gefährlicher Krankheiten zu ergreifenden Maß- 
regeln (Anzeige-, Desinfektions-, Absonderungspflicht). Für die Durchführung des 
RImpf es. gelten die Amtsbezirke als Impfbezirke, die Bezirksärzte als Impfärzte 5). 
Eine besondere Anzeigepflicht für die Aerzte besteht bei jedem Fall von Pest, Cholera, 
Blattern, Puerpuralfieber, Typhus, Scharlach, Diphtheritis, Kroup und bei epide- 
mischem Auftreten von Masern, Keuchhusten und Ruhr ). 
Nach §§ 86 und 87 PStr GB. werden Dienstboten, Gewerbsgehilfen und Ammen, 
welche mit Verbeimlichung ansteckender Krankheiten in Dienst treten, oder in einem Dienst- 
verhältnis bleiben, ebenso die Verheimlichung von Kleidern gefährlicher Kranker und die 
Veräußerung solcher Kleider ohne die vorgeschriebene Desinfektion mit Strafe getroffen. 
4. Der Vermeidung von Gefährdungen anderer Art dienen einmal die auf Grund 
des § 367 Ziff. 5 d. RStr GB. und in Uebereinstimmung mit dem RG. v. 9. Juni 1884 
über den Verkehr mit Sprengstoffen 7), die über den Verkehr mit Giftens), über den 
Betrieb von Schießstätten, von Gruben, Brüchen usw., sowie über Sprengungen er- 
lassenen Vorschriften ?), sodann die weiteren Strafdrohungen des PStrGB. gegen 
Trunkenheit bei gefährlichen Dienstverrichtungen, das Betreten gefährlicher Orte, 
Gefährdungen durch Tiere (namentlich bissige und wütende Hunde 10). 
Unter Strafe gestellt ist ferner die Vernachlässigung der Aufsicht über Geistes- 
kranke und Blödsinnige sowie die Vernachlässigung der schuldigen Pflege gegenüber 
von Kindern, Kranken oder anderen hilflosen Personen U). Zur besseren Ueberwachung 
bensmittelprüfungsstation besteht in Verbindung mit der Technischen Hochschule; siehe V O. vom 
8. Juni 1888 (G.u. VOl. S. 289). 
1) Durch VO. v. 18. Aug. 1894 (G.u. VOl. S. 370). Die hiernach ausgestellten Befähigungs- 
nachweise gelten im ganzen Reich (Bekanntmachung des Min. d. J. v. 21. Nov. 1894, G.u. VO Bl. 
S. 431); weitere Ausführungsbestimmungen dazu s. Glock a. a. O. S. 43. 
2) VO. v. 17. Januar 1903 (G.u. VOl. S. 59) obg. durch VO. v. 1. Aug. 1904 (S. 317) 
520, 8 24 des R. v. 3. Juni 1900 (Reg. Bl. S. 547), PStrGB. §93 (Fassung v. 20. Aug. 1904). 
3) § 23 der angef. VO. 
4) Vgl. Schlusser a. a. O. S. 115 ff., Glock a. a. O. S. 125 u. f. und Nachtrag S. 42 f.; eine 
er das Reichsgesetz hinausgehende Ermächtigung gibt insbesondere der (1904) neu redigierte § 85 
Str G. 
5) VO. v. 26. Jan. 1900 (G. u. VOl. S. 337). Dieselbe enthält weiter eingehende Vorschrif- 
ten über die Listenführung, Beschaffung der Lymphen und die öffentlichen Impftermine. 
6) VO. v. 30. Dez. 1881 (G. u. VO l. 1882 S. 1); v. 8. Dez. 1894 bezw. 6. Mai 1897 (S. 433 
u. S. 81), v. 26. Aug. 1893 (S. 85) und v. 28. Okt. 1899 (S. 506), v. 30. Jan. 1902 (S. 47). 
7) VO. v. 8. Nov. 1893 (G.u. VOl. S. 137) und v. 13. März 1894 (G.u. VOl. S. 118). 
8) VO. v. 27. Febr. 1895 (G.u. VOBl. S. 67) v. 25. Juni 1901 (S. 448) u. v. 3. März 1905 (S. 76.) 
9) Ptre# B. Ss 105 ff. VO. v. 9. Dezemb. 1887 (G.u. VOl. S. 445). 
10) PStrGB. 88 99 u. ff. 
11j 8 957, g 88 Ptr B.
	        
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