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nischer Herrschaft stehen, es behält seine Selbstständigkeit, es wird
ein neuerchristlicher Staat.
Die Frage, wie die politischen Verhältnisse sich entwickeln wür-
den, empfing bald durch die freie Entscheidung der Preußen selbst
ihre Lösung. Auf den durch den Papst beschwichtigten Sturm des
Jahres 1213 folgte eine Zeit neubelebter Thätigkeit, deren Ergebniß
im Anfang des Jahres 1215 höchst bedeutungsvoll zu Tage trat.
Zwei große Landschaften Preußens, Lansania und Löbau, ihre Stamm-
häupter (Reiks) Warpoda und Swabuno an der Spitze, waren dem
Christenthum gewonnen. Froh eilte Christian mit den beiden Edlen
nach Rom 15), um dem Papste an ihnen zu zeigen, wie glücklich die
Bekehrung des heidnischen Volkes voranschreite. Dort auch empfin-
gen sie feierlich die Taufe.
Das christliche Gebiet Preußens hatte jetzt einen solchen Umfang,
und der Sieg des Glaubens auch über die noch heidnischen Theile
schien so unausbleiblich, daß Innocenz nicht mehr zu zögern brauchte
mit der Erhebung Preußens zu einer Diöcese, und wer anders konnte
der Erste sein, der über sie den Hirtenstab führte, als Christian! In
Rom, vielleicht von Innocenz' III eigner Hand, empfing sein demü-
thiges Haupt den Schmuck und die Weihe als Bischof von Preußen.
Mss ihn aber seine edlen Neophyten von dem Statthalter Christi so
hoch erhoben sahen, da drängte es auch sie, dem Retter ihrer Seelen
ihre Huldigung darzubringen und sie legten den Dank zu den Füßen
des großen Oberhirten nieder, indem sie Christian, ihrem Bischofe,
die Herrschaft über Lansanien und Löbau abtraten. Sie hatten
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13) Daß die Beiden nicht allein die Reise unternehmen konnten, liegt auf der
Hand. Es ist aber gewiß, daß sie in Begleitung Christians nach Rom gekommen.
Die Erhebung Preußens zu einem Bisthum, welche eine abermalige persönliche An-
wesenheit Christians zu Rom voraussetzen läßt, und die ebenda geschchene reiche
Schenkung an den ersten Bischof sind so mnig zusammengehörige Ereignisse, daß
eine Trennung der Zeit nach nicht zulässig ist.