Der deutsche Orden war für einen doppelten Beruf gestiftet,
die armen, verwundeten Kreuzfahrer zu pflegen, und Krieg zu führen
gegen die Feinde des Glaubens. Doch der friedliche Krankendienst
trat bald vor dem heiligen Ritterthume sehr zurück. Die Bedrängniß
der christlichen Heere forderte alle zum Kriege tauglichen Brüder her-
aus in die Schlacht; die dauernde Gefahr hielt sie unter den Waffen.
Unterdeß erkaltete die Begeisterung der abendländischen Völker für
die Kreuzzüge. Mit ängstlicher Sorge sahen die Päpste, des heiligen
Streites geborne Feldherrn, die wachsende Noth im Morgenland.
Da fiel ihr Blick, — es war im Anfang des dreizehnten Jahrhun-
derts, — auf den deutschen Orden, wie er, neben den Templern und
Johannitern fast die einzige Wehr der morgenländischen Christenheit,
gegen die Sarazenen focht, und es stieg in ihnen der Gedanke auf,
ihn zu einer großen Kriegsmacht zu erheben, wo möglich die gesammte
deutsche Ritterschaft in den Kampf um das Grab des Erlösers auf-
zubieten und so ein stehendes Ritterheer zu schaffen, treu und stark
genug, um dem Andrang der Feinde zu widerstehen. Einer anderen
Verfassung bedurfte der Orden dazu nicht; es galt nur, durch be-
sondere Begünstigungen die Zahl der Ritter zu vermehren und seine
Macht im Abendlande zu erweitern. Die Vewwirklichung konnte den
Watterich, Ordbensstagt. 1