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schäden sofort in Geld zu ersetzen. Man wird deshalb mit besonderem
Eifer darauf bedacht sein müssen, andere Mitteldes Schaden—
ausgleichs heranzuziehen und dadurch eine Ergänzung, wenn nicht gar
einen Ersatz für Barzahlung zu leisten. Solche Mittel hätten nach
zwei Richtungen hin für den einzelnen, wie für das Staats-
ganze hohen Wert. Einmal wäre ihre Anwendung wenigstens zum
Teil unabhängig von dem Ausgang des Krieges und der Finanzlage unserer
Feinde. Diese Mittel würden uns in jedem Fall zu Gebote stehen, und es
würde schon jetzt eine Stärkung auch der Widerstandskraft im Kriege be-
deuten, wenn man allen Ernstes daran geht, den Schadenausgleich schon
jetzt solchermaßen vorzubereiten. Zweitens aber kommt in Betracht, daß
die Anwendung anderer Mittel als der Barzahlung aus der Staatzkasse
auch der sittlichen Kraft unseres Volkstums zugute käme. Jedes andere
Mittel, das irgend eine Tat verlangt, eine Mitarbeit des Ge-
schädigten selbst ist sittlich wertvoller und fruchtbringender, als die
bloße Auszahlung einer Geldsumme, zumal dann, wenn die Summe so hoch
sein sollte, daß sie es dem Geschädigten ermöglichte, fortan ohne Erwerb zu
leben.
Damit kommen wir auf die Frage, was denn eigentlich die Quelle deut-
scher Macht sei. Zwar hat der Krieg gezeigt, daß wir eine ganz bedeutende
Kapitalkraft unser Eigen nennen. Wir haben es fertiggebracht, den Geld-
bedarf des Reiches bisher aus eigenen Mitteln aufzubringen. Dabei dürfen
wir aber nicht vergessen, daß diese Mittel nicht eigentlich dem entstammen,
was man unter Kapitalvermögen eines Volkes versteht, sondern daß ihre
Quelle im Grunde die deutsche Arbeitskraft gewesen ist. Die Arbeits-
kraft des deutschen Volkes istder Kern unserer Wehr-
kraft sowohl wie unserer Geldmacht, und gerade deshalb
müssen wir auch den Ersatz des Kriegsschadens, soweit wir ihn
nicht auf das von unseren Feinden als Kriegsentschädigung zu zahlende
Kapital gründen können, nicht auf Geld, sondern auf unsere
Arbeitskraft zurückführen.
Soweit wir für den Ersatz des Kriegsschadens auf uns selbst ange-
wiesen sind, muß unsere erste Sorge sein, der weiteren Entwicklung aller
Arbeitskräfte möglichst günstige Bedingungen zu schaffen. In solchem Sinne
können wir alle Gesetzgebung und Verwaltungstätigkeit der nächsten Jahre
unter dem Gesichtspunkt des Ausgleichs der Kriegsschäden betrachten. Hier
seien nur einige wichtige, den Kriegsschaden besonders berührende Gebiete
besprochen:
1. Fürsorge für die im Ausland befindlichen deutschen Vermögens-
werte,