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an Gesittung sich errungen hatte, war plötzlich bei unseren Gegnern wie
fortgeweht. Gegenüber solchem Verhalten muß es besonders erwähnens-
wert erscheinen, mit welcher Selbstzucht Japan es fertiggebracht hat, bereits
in dem ersten Kriege, den es als Kulturmacht zu führen hatte, die Sitten
und Gebräuche der Kulturmächte an die Stelle ihrer früheren barbarischen
Gebräuche zu setzen.
Zunächst hatte es den Anschein, als seien die Maßnahmen der feind-
lichen Regierung gegenüber deutschem Eigentum nur zu dessen Sicherung
bestimmt. Die Beschlagnahmen und Zwangsliquidationen, die unsere
Feinde vorgenommen haben, werden aber schließlich doch darauf hinaus-
kommen, daß das deutsche Eigentum durch sie beseitigt wird. In Rußland
ist man ja ganz offen mit Enteignung und Einziehung vorgegangen. Groß-
britannien erreicht das gleiche auf Amwegen, indem man z. B. bestimmt,
daß die Verwalter nach beendeler Liquidation die Belege über die Aus-
gaben zu vernichten hätten.
über diesen unmittelbaren Schaden an den Vermögenswerten hinaus
ist das Auslandsdeutschtum schwerer belastet, als die Deutschen im Inlande,
weil die vertriebenen Deutschen jetzt für ihre Lebenshaltung größere
Unkosten aufzuwenden haben. Sehr viele dieser Flüchtlinge haben während
der ganzen Dauer des Krieges doppelte Miete zu bezahlen, für ihre Unter-
kunft in Deutschland und für die Wohnung, die sie im Ausland bei der
eiligen Flucht ungekündigt hbaben zurücklassen müssen. Rimmt man an, daß
die Zahl der Flüchtlinge nur 100 000 beträgt, und daß davon die Hälfte
im Durchschnitt je 1000 Mark Miete bezahlt hat, so würde sich für ein
Kriegsjahr schon eine Gesamtmietsumme von
50 000 000 Mark
ergeben. Dieser Betrag wäre nur eine Aufbewahrungsgebühr für die un-
freiwillig zurückgelassenen Sachen, die für diese Mietschuld haften würden.
Dazu kommen nun die Kosten der Reise nach Deutschland, die besonders
für die aus Rußland stammenden Deutschen wegen der AUmwege, die sie
haben machen müssen, recht erheblich gewesen sind. Den Deutschen aus
Rußland ist auch an der Grenze vielfach der größte Teil ihres baren Geldes
einfach fortgenommen worden.
Fast alle Deutschen, die bei Beginn des Krieges im feindlichen Aus-
land ansässig waren, haben dort gearbeitet und aus dieser Arbeit ihren
Unterhalt gewonnen. Ein großer Teil hatte sich durch jahrzehntelanges
Bemühen erhebliches Vermögen und Einkommen erworben. Das gedbt ja
aus den wenigen Zahlen hervor, die oben genannt worden sind. Sowohl
diese Vermögen wie die Arbeitsstellen sind fast alle zerstört, und die Aus-