10
Palmzweigen. Die Höhe eines Candelabers ohne Fussgestell be-
trägt 18, mit diesem 22 Fuss.
Die auf 8 Schuh dicken Strebepfeilern placirten germanischen
Jungfrauen, nach zwei Modellen von Halbig in München ausge-
führt, tragen dichte Eichenkränze um das Haupt, dessen reichge-
lockte Haare über Brust, Schultern und Rücken fliessen. Das
rechte Knie ist bei Allen leicht gebogen. Wie diese Jungfrauen
die länglichten Tafeln halten, worauf die Namen deutscher Volks-
stämme verzeichnet sind, unterscheiden sich beide Arten. Dieser
Inschriften wegen heisst man sie kurzweg „die Provinzen“. Schrei-
tet man von dem nach Osten gerichteten und dem Städtchen
Kelheim zugewendeten Portale in südlicher Richtung um diesen
Prachtbau, so lauten die Inschriften: Oesterreicher — Bayern —
Tyroler — Böhmen — Franken — Schwaben — Rheinländer — Thü-
ringer — Hessen — Westphalen — Mecklenburger — Pommern —
Brandenburger — Schlesier — Sachsen — Mähren — Hannoveraner
— Preussen. — Oesterreicher und Preussen stehen gleichsam als
Ehrenposten zu beiden Seiten des Portales. Je aus einem Stück
weissen Kelheimer Kalksteines gemeisselt hat jede dieser weib-
lichen Statuen eine Höhe von 20 Schuhen.
Ueber den „Provinzen“ gestattet eine Säulengallerie eine wahr-
haft bezaubernde Umschau, welche später in einem eigenen Ab-
schnitte ausführlich besprochen werden wird. Ueber der aus 54
(3 mal 18) Säulen von je 16 Schuh Höhe gebildeten Gallerie um-
schliesst ein zierlich durchbrochenes Steingeländer den Bau und
das mit Kupfer gedeckte Dach endet oberhalb des einfallenden
Lichtes in einer stumpfen Spitze. Die Hauptmasse des Baues
besteht aus Ziegeln, aussen verputzt, innen mit Marmor verkleidet.
Der blassgelbe aber warme Ton des Aeusseren macht sich sehr
vortheilhaft. Die Thüren ausgenommen, ist am ganzen Gebäude
nichts von Holz. Viel zu weit würde es aber ablenken, wollte