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ging dieser daran, dem durch dreitägiges Fechten und Marschiren
erschöpften und etwa noch 22,000 Mann zählenden Heer des Ge-
nerals Vandamme, das in der sogenannten Wolfsgrube bei Kulm
eingekeilt stack, den Garaus zu machen. Durch die Ankunft der
Preussen noch mehr in die Enge getrieben, fasste Vandamme den
verzweifelten Entschluss, mit Hinterlassung seiner Geschütze und
Wägen sich durch diese nach der Elbe durchzuschlagen. Bei
„Schande“, wo 4000 Franzosen das Gewehr streckten, fiel Van-
damme in die Hände russischer Jäger zu Pferde, welche denselben
den nach Beute umher streifenden Cosaken iberliessen, deren
Offizier ihn nach Teplitz zum Kaiser Alexander führte. Als die
Cosaken das Pferd Vandammes wegführten, fiel der sonst gegen
Menschen so hartherzige Mann dem treuen Schlachtross mit
Thränen um den ‚Hals und küsste es. — Jetzt war das Haupt-
«wuartier der verbündeten Monarchen der Badeort Teplitz. Der
Verlust der Alliirten am 30. August soll bei den Preussen 1500,
bei den Russen 1002 und bei den Oesterreichern 817 Mann be-
tragen haben. Dagegen wurden 82 Geschütze und mehrere hundert
Munitions- wie Bagagewägen erobert. Kleist, der mit seinen
Leistungen in dieser Schlacht nichts weniger als zufrieden‘ war,
erhielt vom Könige von Preussen den schwarzen Adlerorden, dem
später die Erhebung in den Grafenstand mit dem Titel „Kleist
von Nollendorf“ folgte.
Vandamme zählte zu den ausgezeichnetsten Generalen. der
französischen Armee, bereits 1792 General war dies sein 14. Feld-
zug. Sein Name gehörte zu den verhasstesten unter den napo-
Jeon’schen Zwingherrn, er hatte in Bremen und Hamburg schreck-
lich gewirthschaftet, dass der Fluch von Tausenden an ihm klebte.
Eine eigenthümliche Fügung des Geschickes wollte, dass in dem-
selben Posthause zu Laun, wo der sterbende Moreau einen Ab-
schiedsbrief an seine Gattin richtete, Vandamme am 2. September
auf seinem Transporte nach Sibirien abstieg.
Doch nun zur Schlacht bei Dennewitz am 6. September.
Der Zaudermärsche des Kronprinzen von Schweden mehr als satt,
beschloss General Bülow einınal auf eigene Faust und gut Glück
zu handeln. Nach dem Gefechte bei Hagelberg am 27. August,
wo die handfeste kurmärker Landwehr zum erstenmal ım Feuer,
den Franzosen unter Gerard übel mitgespielt, hatte Marschall,
Oudinot den Oberbefehl an Ney abgetreten, Am Abend des 5.
machte sich Bülow in grösster Stille auf den Weg in der Vor-
aussetzung, dass die Franzosen nach Jüterbock marschiren wür-