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Gemeindewald noch sehr gut erhalten, zieht sich der Pfahlrain
oder die Teufelsmauer, wie er auch genannt wird, vom Hader-
fleck (Hadriansplatz) bis an den Rhein in der Nähe von Wies-
baden. „Ist eine Landwehr,“ schreibt der alte Aventin, „von der
Altmühl bis an den Neckar.“ Zwischen dem Haderfleck und
Hienheim hat sich der Pfahlranken, wie ihn der Landmann nennt,
ganz besonders gut erhalten. Auf dem Rücken desselben wandelnd,
gewährt der zu beiden Seiten befindliche Wald fast die Annehm-
lichkeit einer stundenlangen Allee.
Die Umwohner dieser Gegend wissen viel von Zwergen oder
den Wichteln zu erzählen. Sie seien so klein, dass ihrer ein
Dutzend in einem Backofen tanzen ‚konnten. Mancher Knecht,
der Abends müde von dem halbbestellten Acker heimkehrte, fand
am Morgen denselben in der Ordnung, da in der Nacht die Wich-
teln mit Pflügen und Säen für ihn gearbeitet. Wenn sich die
Mäher Abends heim begaben, nahmen diese kleinen dienstfertigen
Geister die Sensen zur Hand und Morgens lag das Heu auf den
Wiesen. Manche Personen wurden von ihnen mit alten Goldmünzen
beschenkt, wie sie überhaupt eine Freude daran hatten, den Men-
schen nur Liebes und Gutes zu erweisen. Insbesondere freundlich
erwiesen sie sich gegen Schifisleute.e Abends hörte einmal ein
Schiffer in der Gegend von Weltenburg „Hol über“ rufen. Als
er hinüber gefahren, stieg ein Zwerg in den Kahn. Am jensei-
tigen Ufer stiegen deren aber viele hundert aus und jeder bezahlte
ganz richtig sein Fährgeld. Mitten in einer stürmischen und
schauervollen Nacht — so erzählt man — zog ein Wanderer des
Weges, der lange vergebens nach einem wirthlichen Obdache sich
umsah. Plötzlich erblickte er ein stattliches Schloss auf der Höhe
eines Felsens. Als er nun darauf zueilte, sah er eine grosse Schaar
lustiger Zwerge, die sich die Zeit mit lärmendem Kegelspiel ver-
kürzten. Da fielen plötzlich Feuerfunken auf das Schloss und