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Ungarn, aus ihnen herauszukommen durch einen Schlag, der Rußland er-
niedrigen und Serbien zu seinem Vasallen machen sollte. Rußland konnte
Serbien seinen Schutz nicht verweigern. Weder Rußland noch Frankreich
oder England konnten das zulassen. (D. h. alle mußten für die Fürsten-
mörder eintreten! D. R.) Dennoch machten Rußland und seine Ver-
bündeten große Anstrengungen, um den Frieden zu erhalten, und die
Feinde Rußlands täuschen sich, wenn sie diese Friedensarbeit für ein
Zeichen von Schwäche nahmen. (11) Selbst nach der Herausforderung
(die Provokation kam von der russischen Seitel) gab Rußland die Versuche,
den Frieden zu retten, nicht auf, indem es seine Bemühungen in dieser
Richtung und diejenigen seiner Freunde ehrlich (11) bis zu Ende durch-
führte. Als Rußland mit Rücksicht auf die österreichische Mobilisierung eine
ähnliche Maßnahme traf, versicherte der Kaiser von Rußland mit seinem
kaiserlichen Worte (11) (das er bereits gebrochen hattel), dem Kaiser
Wilhelm, daß Rußland keine Gewalt anwenden werde, so lange die Hoff-
nung bestehe, den Konflikt auf freundschaftliche Weise beizulegen. Die
Stimme ist nicht gehört worden (Lügel), und Deutschland hat an Rußland
den Krieg erklärt. (Herr Ssasonow vergißt hier die russische Gesamtmobili-
sierung, die Kriegsdrohung gegen Deutschland war und, wie er wußte,
von Deutschland so aufgefaßt werden mußte.) In der Folge begann
Frankreich diesen Krieg infolge der Verletzung von Neutralitätsverträgen
(Die es selbst brach!), die es selbst unterzeichnet hat. In dem gegen-
wäritgen Kriege kämpft Rußland für sein Land und für seine Großmacht-
stellung (Bravol). Rußland und seine Verbündeten können nicht zu-
geben, daß Europa von Deutschland und seinen Verbündeten beherrscht
werde.
Der Automobilunfug!
W.T. B. Berlin, 9. August.
Trotz der von der obersten Heeresleitung seit mehreren Tagen drin-
gend ausgesprochenen Foderung, dem Automobilverkehr keine Schwierig-
keiten in den Weg zu legen, wiederholen sich stündlich Mißgriffe von
schwersten Folgen. Auch die Morgenzeitungen berichten wieder von ge-
fangenen Goldautomobilen. Es gibt weder Goldautomobile noch fremde
Automobile in Deutschland. Jeder, der den freien Automobilverkehr
hindert, versündigt sich am Heer.
Ungarischer Dank an den Kaiser.
W. T.B. Ofenpest, 8. August.
Graf Andrassy wurde von einem Zeitungsberichterstatter über die
durch den Kriegsausbruch geschaffene Lage befragt und insbesondere über
das Auftreten Deutschlands, durch das England gezwungen sei, Farbe zu
bekennen. Graf Andrassy sagte u. a.: „Ich kenne die Einzelheiten zu
wenig, um mich eingehend äußern zu können, aber ich muß aussprechen,
daß ich die höchste Verehrung und das höchste Vertrauen für die männliche
Entschlossenheit und die Raschheit hege, welche der Deutsche Kaiser be-
wiesen hat. Die Energie seines Auftretens und die imponierende Tapfer-
keit bilden an und für sich schon einen entscheidenden Faktor des Erfolges.
Das machtvolle Auftreten unseres hohen Verbündeten, welcher kein Zau-
dern und kein Schwanken kannte, und ebenso auch die Haltung unserer
Monarchie haben alle Herzen mit Vertrauen erfüllt.“